Gastwirt: Nürnberger Bratwurst-Tradition in Gefahr

23.10.2014, 09:05 Uhr
Nürnberger Kulturgut: Drei im Weggla.

© Daniel Karmann Nürnberger Kulturgut: Drei im Weggla.

Hilleprandt ist Besitzer des Gasthauses "Zum Gulden Stern", der ältesten Bratwurstküche in der Stadt. Seit 1419 werden in der Zirkelschmiedsgasse Bratwürste angeboten, seit Hilleprandt das Areal vor Jahrzehnten gekauft und das Gebäude saniert hat, legt er großen Wert auf die handwerkliche Zubereitung der Nürnberger Spezialität - und ist ein entschiedener Gegner der Massenfertigung des Lebensmittels.

Durch die "täglich millionenfache Produktion in den Bratwurstfabriken" bestehe die Gefahr "der Verramschung. Dieser Gigantismus schadet dem Geschäft", wettert der streitbare Ex-Tucher-Vertriebschef. Er hat sich schon so manches Gefecht mit dem Schutzverband Nürnberger Bratwurst geliefert - und bleibt seiner kritischen Grundhaltung treu.

Über Buchenholz gegrillt

Hilleprandt bezieht die Würste für sein Lokal ausschließlich von einem kleinen Metzgerbetrieb in der Stadt und lässt nur frische Ware, also keine vorgebrühten Würste, auf den Rost legen.

Noch dazu dürfen die Bratwürste ausschließlich über Buchenholz gegrillt werden. Genau diese Qualitätskriterien hat Hilleprandt unter dem Markennamen Original Nürnberger Röstla schützen lassen. "Meine Tochter Sofia hat den Namen Röstla erfunden", blickt er zurück.

Er sieht die Nürnberger Tradition in Gefahr, weil nach seinen Angaben immer weniger Metzgereien die Bratwürste noch selbst herstellen würden. Waren es einst 250 Betriebe, seien es heute nur mehr 40 Metzger, die nach alter Handwerkstradition Rostbratwürste herstellen. "Die paar Dutzend Metzger stehen doch gegen die Riesen-Bratwurstfabriken auf verlorenem Posten", prophezeit Hilleprandt ein weiteres Absinken der Zahl. "Das ist schade!"

Vor allem die "Dumpingangebote", über die er im Stadtgebiet immer wieder stolpert, regen Hilleprandt auf: "Vier im Weggla für einen Euro, das muss doch nicht sein, da ist der Darmsaitling schon teurer." Seiner Meinung nach hat das "mit der liebenswerten Delikatesse aus der Stadt nichts zu tun."

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