Ist Lasertag gefährlich? Das Jugendamt schaut ganz genau hin

4.4.2019, 05:57 Uhr
Ist Lasertag gefährlich? Das Jugendamt schaut ganz genau hin

© Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Frau Meyer, welche Auswirkungen hat das Urteil des Münchner Verwaltungsgerichts für Nürnberg?

Beate Meyer: Wir warten jetzt erst einmal ab, bis die offizielle Begründung da ist. Generell muss man im Einzelfall prüfen, welches Spiel für welche Altersklasse geeignet ist. Das machen wir aber schon immer so. Die Spielideen entwickeln sich so dynamisch, dass man die vorgegebenen Standards nur als Orientierungshilfe sehen kann.

An welchen Kriterien orientieren Sie sich?

Meyer: Für welche Altersklasse ein Spiel geeignet ist, hängt unter anderem vom Licht ab, aber auch davon, ob Teams gegeneinander antreten oder ob der Modus jeder gegen jeden vorgesehen ist. Wir prüfen auch, wie die Arena aufgebaut ist. Gleicht das Spielfeld einem futuristischen Kriegsgebiet, geht die Altersgrenze schnell nach oben. Es gibt aber auch eher neutral gehaltene Spielfelder, da sieht es wieder anders aus.

Worauf kommt es auf dem Spielfeld im Einzelnen an?

Meyer: Es gibt Unterschiede für jede einzelne Variante. Deswegen schauen wir uns jede Idee einzeln vor Ort an. Das sind wir den Anbietern schuldig. So spielen Musik und Hintergrundgeräusche ebenso eine Rolle wie die Frage, wie die Phaser aussehen. Da gibt es Abstufungen von keiner Waffenähnlichkeit bis zu naturgetreuen Nachbildungen von Waffen. Wichtig ist auch, ob sich die Teilnehmer für das Spiel verkleiden – mit Uniformen oder Tarnkleidung – oder in normaler Straßenkleidung spielen.

Wie sieht es mit den Spielregeln an sich aus?

Beate Meyer hat Sozialpädagogik in Nürnberg studiert und mit dem Diplom abgeschlossen. Sie arbeitete einige Jahre in der offenen Jugendarbeit, ehe sie zum Jugendamt Nürnberg kam. Dort leitet sie aktuell die Abteilung Präventive Kinder- und Jugendhilfe.

Beate Meyer hat Sozialpädagogik in Nürnberg studiert und mit dem Diplom abgeschlossen. Sie arbeitete einige Jahre in der offenen Jugendarbeit, ehe sie zum Jugendamt Nürnberg kam. Dort leitet sie aktuell die Abteilung Präventive Kinder- und Jugendhilfe. © privat

Meyer: Auch die Spielregeln sind wichtig. So darf man bei Spielen ab 14 und 16 nicht vorzeitig wegen Treffern ausscheiden. Das würde dem spielerischen Teamcharakter widersprechen. Bei Spielen ab 14 müssen die Regeln durch geschultes Personal erläutert werden.

Was geht auf keinen Fall?

Meyer: Es kommt auf die Details an. Dass ein Spiel ab zehn Jahren stattfindet, während gleichzeitig nebenan eine Variante ab 18 mit maskierten Spielern läuft, ist nicht möglich. Das würde aber auch kein Anbieter wollen. Diese Angebote muss man zeitlich oder räumlich trennen. Dafür gibt es Möglichkeiten.

Sind Sie selbst schon einmal in der Lasertag-Arena angetreten?

Meyer: Ich habe es schon ein paar Mal gespielt. Wir haben auch Testspiele gemacht – also Fachleute vom Jugendamt, dem Jugendschutz und dem Ordnungsamt. Es geht darum, dass man erlebt, was das Spiel bedeutet – und wie es sich anfühlt.

Welchen Eindruck hatten Sie?

Meyer: Ich kann verstehen, dass es vielen Menschen Spaß macht. Die Faszination kann man nachvollziehen.

Haben Sie Verständnis dafür, dass manche Eltern in Lasertag eher ein martialisches Kriegsspiel sehen, das ihre Kinder lieber nicht spielen sollten?

Meyer: Eine gewisse Ambivalenz ist durchaus da. Wir geben aber keine pädagogische Empfehlung ab. Es ist Aufgabe der Eltern zu entscheiden, ob sie ihre Kinder spielen lassen. Das Jugendamt prüft lediglich, ob der Jugendschutz eingehalten wird und ob das geistige, körperliche oder geistige Wohl von Kindern und Jugendlichen gefährdet ist.

 

Beim Snap Lasertag in der Tafelfeldstraße müssen Spieler mindestens 14 Jahre alt sein. Der ActionPark in der Georg-Hager-Straße bietet auch Mini-Lasertag für Spieler ab zehn Jahren an. Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein?

Meyer: Die Spieler "schießen" sich nicht ab. Sie "schießen" nicht gegenseitig auf sich, sondern auf feste Ziele. Auch die Lichtverhältnisse unterscheiden sich und sind deutlich freundlicher.

Wie gehen die beiden Anlagen in Nürnberg mit den Vorgaben um?

Meyer: Die Zusammenarbeit ist sehr gut. Ab und zu schauen wir unangemeldet rein. Wir arbeiten mit den beiden sehr kooperativ zusammen. Wir versuchen gemeinsam den besten Weg und eine gute Lösung für beide Seiten zu finden. Unser Job ist es zu überprüfen, wo man eine Grenze ziehen muss. Gleichzeitig kommen die Anbieter aber auch auf uns zu, wenn sie eine neue Idee haben.

Wo liegen diese Grenzen?

Meyer: Im Modus jeder gegen jeden gibt es kaum Teamarbeit. Da liegt die Grenze bei 18 Jahren. Bei anderen Spielvarianten wird dagegen viel im Team gemeinsam gearbeitet. Sie eigenen sich schon für 14-Jährige.

 

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