Ist Nürnberg sicher? Etliche Bürger empfinden Angst

21.6.2018, 11:27 Uhr
Szenen wie hier in der Denisstraße sind in Nürnberg Ausnahmen. Im April eskalierte in Gostenhof ein Streit - drei Menschen wurden verletzt.

© ToMa/Eberlein Szenen wie hier in der Denisstraße sind in Nürnberg Ausnahmen. Im April eskalierte in Gostenhof ein Streit - drei Menschen wurden verletzt.

20 Jahre ist es mittlerweile her, dass der Sicherheitspakt gegründet worden ist. Seitdem sitzen Verantwortliche der Stadt, der Justiz und der Polizei alle drei Monate zusammen an einem runden Tisch. Neben diesem Sicherheitsrat gibt es etliche Arbeitsgruppen. Dort wird dann etwa besprochen, wie Sportveranstaltungen oder Großveranstaltungen abgesichert werden können, wie es um die Prostitution in der Stadt steht oder wie die Lage in der Königstorpassage ist - bei neuen Themen wird dafür eine neue Gruppe eingerichtet. Der Sicherheitspakt funktioniert. Und das liegt laut Polizeidirektor Hermann Guth vor allem an der Vernetzung aller wichtigen Akteure. Als mustergültiges Beispiel nennt er die Königstorpassage.

Die war zwar auch früher schon ein Thema in der Arbeitsgruppe, seit einigen Jahren aber trifft sich diese einmal im Monat. Dabei wurde ein Maßnahmenbündel geschnürt, das neben Prävention und Repression auch auf eine Verbesserung der Infrastruktur und Hilfsmöglichkeiten für die Personen setzt, die dort verkehren. Polizeipräsenz, bessere Videoüberwachung, mehr Licht und Hilfen für Abhängige haben bereits zu einer merklichen Verbesserung der Situation geführt, ist Guth überzeugt. Die Kriminalität - so zeigt es die Statistik - ist mittlerweile auf dem Rückzug. In der Arbeitsgruppe ist auch die Staatsanwaltschaft mit an Bord. Für alle Verfahren, die die Königstorpassage und deren Umgebung betreffen, gibt es einen speziellen Ansprechpartner bei der Behörde, so Oberstaatsanwältin Elisabeth Böhmer. So können die Verfahren deutlich effizienter abgearbeitet werden.

Polizei würde Konfliktviertel nicht hinnehmen

Hermann Guth ist zufrieden mit der Entwicklung - ebenso mit der Gesamtsituation in der Stadt. "Nürnberg ist sicher", sagt er. Wie aber kommt es dann, dass manche Menschen in manchen Stadtteilen trotzdem Angst haben? Bereits in der vergangenen Woche wurde berichtet, dass es in Nürnberg keine Problemviertel gibt - zitiert wurde damals Laut Christine Schüßler, die Leiterin des Bürgermeisteramtes, die ebenfalls im Sicherheitsrat sitzt. Der Artikel sorgte für Reaktionen - einige Leser sind der Meinung, dass es in der Stadt durchaus Ecken gibt, die man besser nicht betreten sollte. Christine Schüßler bleibt aber dabei, dass es eben keine Problemviertel gibt. "Das heißt aber nicht, dass es keine Probleme gibt", sagt sie. Freilich gebe es Straßen in der Stadt, wo es Konflikte - etwa unter Nachbarn - gibt. "Das ist dann aber nicht der Regelfall für einen ganzen Stadtteil", sagt sie. Und auch Hermann Guth meint: "Problemviertel würden wir auf keinen Fall hinnehmen". Warum es manchmal dennoch so empfunden wird? "Das kommt eben ganz auf das persönliche Erleben an", sagt Schüßler.

"Man sieht eine Auseinandersetzung in der U-Bahn, liest etwas über eine Auseinandersetzung, empfindet dann Unbehagen", sagt sie. Robert Pollack vom Ordnungsamt argumentiert, dass es oftmals gar nicht die Kriminalität selbst sei, die dafür sorgt, dass sich Menschen unwohl fühlen. Er erinnert an die Haushaltsbefragung im Jahr 2005. Damals gaben Menschen in Schweinau und St. Leonhard plötzlich viel häufiger an, dass sie sich unsicher fühlen. Die Analyse ergab, dass die schlechten Werte nicht durch Straftaten kamen. Vielmehr machten sich die Bewohner in den Stadtteilen Sorgen wegen einer Zunahme der Prostitution, Autohändlern an der Fuggerstraße und dem Brachliegen des Schlachthofgeländes. Ihre Angst: dass optische Anzeichen eines städtischen Verfalls womöglich eine Abwärtsspirale in Gang setzen könnten. Pollack nennt aber auch noch einen weiteren Grund dafür, warum sich manche Leser möglicherweise in manchen Stadtteilen nicht mehr wohlfühlen - die Weltpolitik. "Die Anschlagsserie im Jahr 2016 hat wie alle anderen weltpolitischen Ereignisse auch einen Einfluss auf das Sicherheitsempfinden."

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