Journalisten und Politiker: Duzen geht auch mit Distanz
10.3.2017, 17:28 UhrKaum ist die Diskussionsrunde im Josephs eröffnet, regt sich Widerstand im Publikum. Wenn sich Berichterstatter und Politiker zu nahestehen, sei das "saugefährlich. Viele Bürger sind Opfer dieser Kungelei", klagt ein Besucher über fehlende Distanz an. Ein gewisses Maß an Unabhängigkeit müsse man erwarten dürfen, andernfalls gehe das zu Lasten der Bevölkerung.
Nicht nur für NN-Chefredakteur Michael Husarek steht hingegen fest: "Man kann Distanz wahren, auch wenn man sich duzt.“ Ein gutes Beispiel dafür sind die "Duzfreunde" Sebastian Brehm, CSU, und Achim Mletzko von den Grünen. "Wir schätzen uns gegenseitig. Trotzdem können wir uns auf hohem Niveau etwas an den Kopf schmeißen", sagt Brehm.
Für SPD-Stadtrat Nasser Ahmed ist Duzen keine große Sache. "Die Gesellschaft ändert sich. In meiner Generation duzen sich alle", erklärt der 28-Jährige. Unter Genossen werde ohnehin nur das Du geduldet. So kam es gar nicht gut an, als er den ehemaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier einst respektvoll siezte. Für Christiane Alberternst von der FDP spielt es auch eine Rolle, wie alt ihr Gegenüber ist. Handelt es sich um eine gleichaltrige Frau, habe sie kein Problem mit dem Du.
Per Videoeinspieler melden sich die NN-Korrespondenten Roland Englisch aus München und Harald Baumer aus Berlin zu Wort. "Für mich ist Distanz enorm wichtig. Ich duze nur höchst ungern", sagt Englisch. Baumer räumt ein, hin und wieder durchaus mit Politikern über Privates zu reden: "Von Freundschaft würde ich aber nicht sprechen."
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