Junge Nürnbergerin mit Leidenschaft für Buchstaben

13.12.2013, 00:00 Uhr
Junge Nürnbergerin mit Leidenschaft für Buchstaben

© privat

„Ich bin ein Nerd“, sagt die 24-Jährige von sich selbst. „Ich würde am liebsten den ganzen Tag nur schreiben und zeichnen.“ Das war bei weitem nicht immer der Fall. Als die im bei Bayreuth gelegenen Bischofsgrün Geborene sich für den Studiengang Design an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule eingeschrieben hatte, begann sie mit einer sechsmonatigen Vorbereitung in der Faber-Castell-Akademie und entdeckte die Schönschrift für sich.

 „Ich hatte vorher nur gegenständlich gezeichnet. Hier bin ich dann auf den Schrift-Spleen gekommen“, erzählt sie, und dass sie sich vom ersten Kalligraphie-Kurs an ausschließlich mit Buchstaben beschäftigt habe. Folgerichtig wählte sie für ihr Studium „Typographie“ als Schwerpunkt und war „schon im ersten Semester für alle nur die Typo-Hannah.“

Ihre Handschrift, sagt sie, habe sie schon immer gemocht. Nur habe sie sich wie die meisten einfach nicht damit beschäftigt. Das ist jetzt anders. „Wenn ich einen schönen Spruch oder eine Liedpassage aufschnappe, überlege ich mir sofort, wie ich das am besten setzen könnte, wo ein Umbruch sinnvoll wäre“, sagt die Studentin. „Ich mache mir superviele Gedanken, welche Schreibweise ein bestimmtes Wort am besten visualisieren kann.“

Junge Nürnbergerin mit Leidenschaft für Buchstaben

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Alle Schriften, die ihr begegnen, schaue sie sich ganz genau an. „Im Laufe der Zeit habe ich ein ziemlich gutes Auge für Details wie Formen und Abstände entwickelt.“ Wer sich so viel mit einem Thema beschäftigt („Ich habe zu Hause ausschließlich Typographie-Bücher!“), der verfügt naturgemäß über ein großes Repertoire.

Und das findet fleißig Einsatz. Die erste eigene, im Praxissemester entwickelte Schrift wird nicht nur im „Fontshop“, einem Versandhaus für Schriften und Grafiken, vertrieben, sondern schaffte es auch ins „Typodarium 2014“, einem Typographie-Abreißkalender, der jeden Tag eine andere Schriftart bereithält und unter anderem sogar im New Yorker MoMa erhältlich ist.

Für „Copic“, einen Stifte-Hersteller, gestaltet Rabenstein einmal wöchentlich ein typographisches Bild, das auf der Facebook-Seite des Unternehmens veröffentlicht wird. Doch auch in Nürnberg hinterlässt die junge Schönschreiberin immer mehr Spuren: Zuletzt nahm sie sich die Fensterfront der in Johannis gelegenen BMF-Bar vor. Die ist jetzt von oben bis unten vollgekritzelt. Auf expliziten Wunsch.

„Mir ist immer wichtig, dass Geschriebenes und Beschriebenes harmonieren“, erklärt die Künstlerin. Sie macht sich Gedanken zum Objekt, sammelt Worte, Sätze, Gedankenfetzen. Schreibt die dann in unterschiedlichsten Größen, Farben, Schriftarten nieder. Sie malt, zeichnet und gestaltet. Als nächstes sind die Wände der Roten Bar fällig.

Ach nein, halt. Da war ja noch was anderes: eine Bachelor-Arbeit, die es bis Februar zu absolvieren gilt. Der Titel „Stift- und Warentest“ deutet schon darauf hin, worum es geht. „Ich habe mir verschiedenste Waren mit verschiedensten Untergründen gesucht, um sie mit verschiedensten Stiften zu beschreiben. Ich möchte das Handwerk fokussieren.“ Ob Sessel, Geschirr, Wände oder ein Tier-Schädel – das Handwerk dabei, das ist ihr wichtig. Und dass sie ein Sonderling ist mit ihrer Kunst, das weiß Hannah Rabenstein. Aber „Sonderling“ und „besonders“ klingt ja nicht umsonst so ähnlich.

http://hannah-rabenstein.tumblr.com/
 

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