Kampf gegen Urlaubsparker: Jetzt wird die Stadt aktiv

25.11.2018, 05:54 Uhr
Mit Eimer und Besenstiel blockieren Anwohner am Helmut-Hirth-Weg Parkplätze vor ihrer Haustüre.

© Stefan Hippel Mit Eimer und Besenstiel blockieren Anwohner am Helmut-Hirth-Weg Parkplätze vor ihrer Haustüre.

Beschwerden über Autos mit auswärtigem Kennzeichen, die zwei Wochen in der "Fliegersiedlung" vor der Haustüre stehen, wurden vor gut zehn Jahren zuerst in den Sommerferien laut. Weil die Klagen im Umfeld der Otto-Lilienthal-Straße immer lauter wurden, startete der SPD-Ortsverein 2011 sogar eine Plakataktion. Auch der Vorstadtverein Nord machte gebetsmühlenartig auf das Problem aufmerksam und animierte die Anwohner zum "kreativen Parken", um Urlauber auszubremsen, die im Umfeld des U-Bahnhofs Ziegelstein ihr Fahrzeug gratis abstellten, um die Taxi- oder Parkhauskosten am Airport zu sparen.

Genutzt haben die Proteste wenig. Eine Zählung der Stadt im Sommer 2017 brachte auch keine Besserung. Zwar wurden nördlich von Marienbergstraße und Bierweg 38 bis 43 Prozent auswärtige Autos gezählt, also viel mehr als im Süden Ziegelsteins. Da zugleich 30 bis 40 Prozent der öffentlichen Stellplätze tagsüber frei waren, sah die Verwaltung keinen hohen Parkdruck für die Bewohner.

Aus der Sicht der Ziegelsteiner hat sich die Lage in den letzten Monaten noch mal verschärft. Insbesondere seitdem Edeka die wilde Parkfläche auf der früheren Straßenbahn-Wendeschleife abgesperrt hat. Im Umkreis findet man am Helmut-Hirth-Weg und in der Hugo-Junkers-Straße täglich jede Menge Autos aus dem Umland (wie Amberg, Forchheim, Erlangen-Höchstadt oder Ansbach), aber auch auffallend viele aus Tschechien. Was damit zu tun hat, dass dort Flugreisenden, die von Nürnberg abheben, über das Internet die Straßen in Ziegelstein explizit zum kostenlosen Parken empfohlen werden.

Auf diese Entwicklung wird vor Ort mit gezielten Gegenmaßnahmen reagiert: Eimer und Mülltonen werden als Sperren in Parkbuchten gestellt, sogar Nägel sind als "Abwehrmaßnahme" ausgelegt worden. Etliche Betroffene haben zudem mit Fotos ihre Beobachtungen dokumentiert. Kürzlich wurden sie bei einem Gespräch mit Baureferent Daniel Ulrich präsentiert. Dabei waren auch SPD-Ortsvereinschef Christian Pröbiuß, Tobias Schmidt vom Vorstadtverein-Nord und die Ziegelsteiner SPD-Stadträtin Sonja Bauer, die diese Runde initiiert hatte. Betroffene aus Almoshof und Buch kamen ebenfalls zu Wort.

 

Bei der zweieinhalbstündigen Diskussion wies die Stadt auf die Ausdehnung der Kommunalen Verkehrsüberwachung (KVÜ) samt Einführung des Bewohnerparkens hin, was jüngst der Verkehrsausschuss beschlossen hat. Neben Schweinau, Eberhardshof und Doos wird folgich 2019 auch in Ziegelstein die Überwachung eingeführt. Da gerade entlang der Otto-Lilienthal-Straße viele Fremdparker ihr Auto abstellen, ist dort zusätzlich ein Parkverbot während der wöchentlichen Straßenreinigung im Gespräch.

Laut Pröbiuß wird dieser Schritt aber nur kommen, "wenn die aktiven Anwohner in Abstimmung mit dem Verkehrsplanungsamt Unterschriften ihrer Nachbarn sammeln, dass die Mehrheit dieses Vorgehen befürwortet". Er hofft grundsätzlich, dass es durch die Präsenz der KVÜ gelingen wird, das Parken durch Urlauber, Pendler und Beschäftigte im angrenzenden Gewerbegebiet zu reduzieren.

Tobias Schmidt hält weiter reichende Maßnahmen wie zeitlich befristete Parkzonen für notwendig. Insgesamt fordert er "klare Regeln und hohe Bußgelder", wobei hier der Bund als Gesetzgeber gefragt sei. Zudem appelliert Schmidt an den Flughafen, attraktivere Parkgebühren zu bieten. "Ich verstehe, dass die Anwohner frustriert sind", betont er: dass manche allerdings vor Straftaten nicht zurückschreckten, sei "inakzeptabel".

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