Katastrophe in der Nacht: Vor einem Jahr brannte St. Martha

5.6.2015, 05:59 Uhr
Rußgeschwärzte Wände, mächtige Bögen, von denen die Gluthitze die obe­re Sandsteinschicht abgesprengt hat: Am 5. Juni vor einem Jahr brannte die mittelalterliche Kirche St. Martha an der Königstraße aus.

© ToMa-Fotografie Rußgeschwärzte Wände, mächtige Bögen, von denen die Gluthitze die obe­re Sandsteinschicht abgesprengt hat: Am 5. Juni vor einem Jahr brannte die mittelalterliche Kirche St. Martha an der Königstraße aus.

Gleißende, lodernde Flammen und Qualm, extreme Hitze, Funkenregen, ein intensiver Gestank nach Rauch mitten in der Nacht - das verheerende Feuer an der Königstraße 79 hat sich bei Passanten förmlich ins Gedächtnis eingebrannt. Ein Schock für die Kirchengemeinde.

Die über 600 Jahre alten Glasfenster sind das Einzige, was unversehrt erhalten blieb. Zum Zeitpunkt des Brandes waren sie ausgebaut und befanden sich zur Reinigung bei einem Münchner Restaurator.

Die Brandfahnder haben bis heute keine Ursache für das Feuer benannt: „Es steht immer noch ein abschließendes Gutachten aus, daher können wir nichts dazu sagen“, meint ein Polizeipressesprecher. Er hält es für fraglich, ob die Ursache überhaupt noch geklärt werden kann.

Probleme mit dem Bau der Orgel

Georg Rieger, Koordinator für den Wiederaufbau, blickt derweil nach vorn: In sieben Entwürfe wurden bei einem Architekten-Wettbewerb Ideen für die Marthakirche der Zukunft geliefert. Die Gemeinde und die Jury waren von dem Entwurf des Münchner Architekten Florian Nagler überzeugt. Sie gaben ihm den Zuschlag, auch wenn die Pläne keineswegs so umgesetzt werden können.

Ausgerechnet die Orgel kann nicht so gebaut werden, wie Nagler dies in seinem Entwurf vorstellt: Wie ein Rahmen sollten die Orgelpfeifen künftig das große Westfenster einfassen, welches bis zum Großbrand vom alten Instrument komplett verdeckt war, was den Raum düster machte. Der neue, kräftige Lichteinfall weckte bei der Gemeinde den Wunsch, dies auch künftig so beizubehalten. Geht aber aus technischen Gründen nicht, meinten die Orgelbauer. Sie sehen nur zwei Lösungen: Entweder die neue Orgel so zu errichten wie zuvor — oder den Prospekt nach vorne an die Empore rücken. Dann allerdings wirkt die „Königin der Musikinstrumente“ im Raum ziemlich erdrückend.

Die Kosten des Wiederaufbaus können nur geschätzt werden: Zwischen vier und sechs Millionen Euro dürften sie sich bewegen, vermutet Koordinator Rieger vorsichtig. Die Summe bleibt nicht an der evangelisch-reformierten Gemeinde Nürnbergs mit ihren 1400 Mitgliedern hängen. Die Versicherung kommt für einen Großteil der Schäden auf — nicht für alles.

Umso wichtiger ist daher die Spendenbereitschaft der Bevölkerung: Über 300.000 Euro sind bisher auf das Konto von St. Martha eingegangen.

Die St.-Martha-Kirche benötigt immer noch Spenden. Dafür wurde ein Konto eingerichtet. IBAN: DE18 7605 0101 0011 9501 10.

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