Kein Verbot: In Nürnberger Restaurants sind Kinder erwünscht

16.8.2018, 17:49 Uhr
Szenen wie diese sind nicht in jedem Restaurant erwünscht: Auf Rügen gibt es ein Lokal, das nach 17 Uhr keine Kinder mehr bedienen möchte.

© Harald Tittel, dpa Szenen wie diese sind nicht in jedem Restaurant erwünscht: Auf Rügen gibt es ein Lokal, das nach 17 Uhr keine Kinder mehr bedienen möchte.

Ob zynisch oder lustig gemeint: Die Ansage auf der Homepage des Rügener Restaurants "Oma's Küche und Quartier" ist klar und deutlich: "Oma hat ein Herz für Kinder, aber nur wenn Kinder artig auf ihrem Arsch sitzen bleiben, nicht alles anfassen und weder Gäste noch Kellner nerven!" Das Lokal versteht sich als "Adults-only Restaurant", wie auf einer Hinweistafel zu lesen ist. Die Kinderspeisekarte wird bis 15 Uhr angeboten. Nach 17 Uhr sind die kleinen Gäste, die oft unerzogen seien oder gar das Inventar demolieren würden, nicht mehr erwünscht. 

Im Netz gehen die Meinungen weit auseinander. Die einen sprechen von Kinderfeindlichkeit und Diskriminierung, andere sehnen die Ruhe herbei und freuen sich, dass endlich ein Restaurant diesen Schritt gewagt hat. Ein Modell, das Schule macht? Regina Schleser kann kaum glauben, dass ein Restaurant ab einer bestimmten Uhrzeit keine Kinder mehr hineinlässt. "Da fehlen mir die Worte", sagt die Geschäftsführerin der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten in der Region Nürnberg-Fürth. "Wenn wir mit so etwas anfangen – wo soll das enden?"

Stefan Rottner ist in Nürnberg kein Restaurant bekannt, das Kinder nur zu vorgeschriebenen Uhrzeiten bedient. Der Vorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) für Nürnberg hat kein Problem damit, wenn Angebote auf einzelne Zielgruppen zugeschnitten sind. Er kennt Ferienressorts, die separate Spa-Abteilungen für Erwachsene und für Familien mit Kindern anbieten. So könnten - je nach Interesse - alle profitieren. Er selbst ist aber froh, wenn Kinder in seinem Hotel im Südwesten Nürnbergs zu Gast sind: "Dann ist Leben in der Bude."

Schockiert zeigt sich dagegen Elena Kelava. Die 31-jährige Mutter betreibt die Homepage www.kiddeo.de, auf der sie kinderfreundliche Orte vorstellt. Denn immer wieder diskutierte sie zum Wochenendstart mit anderen Müttern vor dem Kindergarten über das zu geringe Angebot für Kinder im Raum Nürnberg. Seit einem knappen Jahr sammelt die Nürnbergerin auf ihrer Homepage Cafés, Restaurants und Erlebnishöfe, die sich durch besondere Kinderfreundlichkeit auszeichnen.

Kinder freundlicher behandeln

Zwar wurde ihrer sechsjährigen Tochter noch in keinem Lokal der Eintritt verwehrt, schräge Blicke bekämen Familien aber immer wieder ab. Dass Kinder draußen bleiben müssen, kann Kelava überhaupt nicht nachvollziehen: "Es braucht doch gar nicht viel. Oft genügen ein Zeichenblock und Buntstifte, um das Kind glücklich zu machen und es zu beschäftigen."

Bisher hat sich Kelava auf Nürnberg beschränkt. In den nächsten Tagen soll ihre Homepage ein neues Gesicht erhalten. Dann möchte sie einen bundesweiten Suchdienst anbieten. Ihr Ziel, Deutschland kinderfreundlicher zu machen, hat sie trotz Meldungen wie der aus Rügen weiterhin fest im Blick.

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