Keine vorschnellen Schlüsse

28.9.2017, 21:13 Uhr
Keine vorschnellen Schlüsse

© Uni Osnabrück

Die Russlanddeutschen wählen nicht mehr automatisch die Christsozialen, sondern orientieren sich politisch neu, erzählte Jannis Panagiotidis in einem NZ-Interview vor den Wahlen.

Die aktuellen Wahlerfolge der AfD in Langwasser in Nürnberg, wo viele Russlanddeutsche wohnen, beobachtete er nach den Wahlen auch in anderen Gegenden mit einem hohen Anteil an russlanddeutschen Bewohnern. "Es ist ein Muster, das sich abzeichnet", so Panagiotidis. Der Juniorprofessor für Migration und Integration der Russlanddeutschen am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien an der Uni Osnabrück warnt jedoch vor zu schnellen Schlüssen daraus.

"Man muss sich zum Beispiel auch die Wahlbeteiligung in solchen Vierteln anschauen", so der Wissenschaftler. Es könnte sein, dass viele Russlanddeutsche gar nicht zur Wahl gegangen sind. Außerdem: "Man muss sich auch fragen, wie repräsentativ solche Viertel für Russlanddeutsche sind. Das Bild dieser Gruppe ist differenzierter."

Panagiotidis vertritt nach wie vor die Meinung, dass die Mehrheit der Russlanddeutschen keine AfD-Wähler sind. Seine Beobachtung ist, dass die AfD bei den Russlanddeutschen punktet, die noch nicht den Aufstieg geschafft haben und einem bestimmten Milieu angehören. "Es ist immer eine Mischung aus dem sozialen Status, Milieu und Eigendynamik. Sie gehen Hand in Hand", betont der Experte.

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