kicker-Talk: Nicht bierselig, sondern hintergründig

Nürnberg - Fernsehsendungen, in denen über Fußball debattiert wird, gibt es viele. Zu viele, mag mancher sagen. Keine mit einem Konzept, wie wir es haben, sagen die Verantwortlichen von kicker.tv, der neuen Talkshow des kicker-Sportmagazins und des TV-Senders Eurosport.

Noch 55 Sekunden. Gleich wird es ernst. Allmähliche Stille in Studio acht in Unterföhring. Noch zehn Sekunden. Und dann: Applaus auf Kommando. Im Hintergrund ist leise die Anfangsmelodie von kicker.tv zu hören, die große Kamera setzt sich in Bewegung und fährt auf Marco Hagemann zu. Die Sendung läuft. Auf den Fernsehern in deutschen Wohnzimmern moderiert nun ein Mann in Jeans und dunklem Jackett, spricht von der Europameisterschaft, vom oft diskutierten Modus, von den Themen der Sendung.

"Live ist cooler"

"Anmoderation MH" heißt der Punkt in der Planung, von 18.15 Uhr und 30 Sekunden genau eine Minute lang. 30 solcher Punkte sind auf drei DIN-A4-Seiten aufgelistet, jeder sekundengenau getaktet. Denn kicker. tv, die neue Fußball-Talkshow des kicker-Sportmagazins und des TV-Senders Eurosport, wird jeden Montag live produziert. Jeder Schritt muss sitzen, Fehler sind verboten. "Live ist einfach cooler", findet Produzent Frank-Thomas Sippel, "man kann gut auf aktuelle Dinge reagieren, außerdem merkt man aufgezeichneten Sendungen oft einen Spannungsabfall an."

Der 53-Jährige, der schon für ARD, Sat.1 und Premiere gearbeitet hat, brennt förmlich für das Medium Fernsehen. Seit knapp acht Jahren arbeitet er bereits mit dem kicker zusammen, hat unter anderem jahrelang das Onlineprojekt kicker.tv mit aufgebaut, das der neuen Sendung seinen Namen gegeben hat. Ein "langgehegter Herzenswusch" sei es gewesen, "unsere führende Fußballmarke auf einen weiteren wichtigen und emotionsstarken Kanal auszudehnen", sagt Toni Schnell, Geschäftsführer des Olympia-Verlags, zu dem der kicker gehört.

"Kein bierseliges Gerede"

Der Auftrag für Frank-Thomas Sippel war dabei klar. "Ich wusste aus Gesprächen, was der kicker möchte und braucht." Ähnliche Formate gibt es viele, vielleicht zu viele - aber kicker.tv will anders sein. Stammtischgespräche soll es in der Sendung nicht geben, "nicht dieses bierselige Gerede, sondern inhaltlich und hintergründig über Fußball sprechen" will Sippel. Ganz so, wie es der kicker zweimal wöchentlich in gedruckter Form tut.

Mit zwei Kollegen arbeitet er in einer kleinen Redaktion mit schnörkellosen weißen Schreibtischen und Laptops am Konzept, sucht nach Themen und natürlich nach den Gesprächspartnern, mit denen das Niveau steigt oder fällt. Substanz sollten deren Äußerungen haben, sagt Sippel, "wir brauchen keine lustigen Menschen, die keine Meinung und nichts zu sagen haben". Drei Gäste sind es pro Sendung, dazu ein Experte aus der kicker-Redaktion. In enger Absprache mit dieser werden auch die Themen entwickelt und festgelegt.

"Die Auswahl des Moderators ist für das Format existenziell"

Die fünfte Person ist Moderator Marco Hagemann, der einige Stunden vor der Sendung noch im Kapuzenpullover durch die Gänge schlendert. "Die Auswahl des Moderators ist für das Format existenziell", sagt Sippel. "Da muss man schon Wind aushalten, so viele Namen gibt es da nicht." Hagemann hat zuletzt die Länderspiele der Deutschen Fußballnationalmannschaft auf RTL kommentiert, für Sippel ist er ein "in der Szene anerkannter Topjournalist".

Durch die 60 Minuten führt Hagemann in der Tat souverän, auch wenn sich auf dem Podium kaum Kontroversen auftun. Wind muss er jedenfalls keinen aushalten, Moderator Johannes B. Kerner, Ex-Fußballer Dieter Hoeneß und Augsburgs Trainer Dirk Schuster reden dann aber doch so über Fußball, wie es sich der Produzent vorstellt: kompetent, hintergründig, ganz ohne Phrasen. Auch handwerklich gibt es keine Fehler, alles läuft wie geplant.

Und so sind anschließend alle zufrieden mit dem Ergebnis: Kameraleute, Regie, der Produzent – knapp 30 Menschen arbeiten unsichtbar hinter den Kulissen mit, wenn in Studio acht der Applaus erklingt und Moderator Marco Hagemann auf dem Bildschirm erscheint.

kicker.tv läuft montags um 18.15 Uhr auf Eurosport 1. Wer live im Studio dabei sein möchte, wendet sich an Amelie Giernoth: amelie.giernoth@mti-teleport.de - die Tickets sind kostenlos.