"Klanggenuss" in der Villa Leon: Philosophische Songs

23.5.2017, 08:49 Uhr

© Hans von Draminski

"Klanggenuss" entstand 2013 als Projekt gesangsbegeisterter Studenten, von denen einige bei den Uni-Musicals der FAU-Musikpädagogik mitgemacht hatten. Inzwischen verfügt die Truppe über ein facettenreiches Repertoire von Pop über Gospel bis zum Musical. Damit die Sache nicht inflationär wird, beschränken sich die ambitionierten Sängerinnen und Sänger auf wenige Auftritte, bei denen im Gegenzug die eigene Messlatte bewusst hoch gehängt wird.

Die durchinszenierte Revue "Musical — mehr als Du denkst!" trägt erwartungsgemäß autobiografische Züge und könnte wohl genauso gut mit "Klanggenuss-Lieblingssongs" betitelt werden. Am Anfang steht eine energiegeladene Version der "Jellicle Cats" von Andrew Lloyd Webber, angestimmt von kämpferisch grimmig wirkenden Gestalten in düsterschwarzen Wettermänteln.

Mal emanzipiert, mal satirisch

Wenn die Mäntel fallen, verwandeln sich die Schablonen in Persönlichkeiten: mal so emanzipiert wie Judith Probst, die mit turmhohem Sopran "Astonishing" aus dem kaum bekannten Musical "Little Women" intoniert, mal satirisch schräg wie Nathalie Meyer und Lissi Hüsgen, die sich dem "Arzt"-Loblied aus der "Medicus"-Vertonung widmen.

Neben solchen Repertoire-Raritäten werden ganz viele Schlager aus der Musical-Wunschkonzert-Schublade präsentiert. Das elfköpfige Ensemble schwebt mit Elphaba "frei und schwerelos", rockt sich durch "Hairspray" und serviert eine hinreißend dicht arrangierte und mit Herzblut gesungene "Bohemian Rhapsody".

Die "Klanggenuss"-Protagonisten sind allesamt stimmstark, haben Charisma und verstehen es, ihrem Publikum wohlige Gänsehaut-Schauer zu bereiten. Getrieben von pubertären Trotzfantasien wie Meike Fauser, von künstlerischem Ehrgeiz wie Jana Albrecht, von unerschütterlicher Zuversicht wie Chris Gebhardt, von emotionalem Überschwang wie Nicola Christ oder von der unstillbaren Gier, die Philip Engelmann zum erotischen Vampir macht. Stark.

 

Keine Kommentare