Kleine Schiffe kommen beim Modellschifftreffen groß raus

1.9.2014, 10:34 Uhr
Teamwork war beim Modellschiff-Treffen am Dutzendteich angesagt, um die Nachbauten sicher zu Wasser zu lassen.

© Stefan Hippel Teamwork war beim Modellschiff-Treffen am Dutzendteich angesagt, um die Nachbauten sicher zu Wasser zu lassen.

Bereits zum 29. Mal trafen sich die Freunde des Maßstabs 1:50 auf dem Vereinsgelände am Dutzendteich, um ihrem Hobby zu frönen, sich auszutauschen und zu zeigen, was die Bastelei zuletzt alles hervorgebracht hat. Dass es hierbei so kunterbunt statt nur dampfig zuging, hatte seinen Grund: "Wir müssen umdenken, sonst stirbt unser Verein aus", erklärt Vorstand Henry Lehner, der sich seit eineinhalb Jahren um den 1958 gegründeten Club kümmert. Tatsächlich sind die Gäste - neben den rund 60 Mitgliedern auch zahlreiche andere Modellbau-Interessierte - eher betagt.

Jedoch alles andere als passiv. Wie Reinhard Hertel, der mit drei seiner 20 Schiffe vorbeigekommen ist. Zwischen einem und vier Jahren bastelt der Rentner an den Modellen und orakelt: "Dieses Hobby wird erst aufhören, wenn ich abgekühlt bin." Gattin Heidelinde lacht: Zu den Mahlzeiten sieht sie ihren Mann, ansonsten wird gebastelt. Es gehört viel Zeit, viel Akribie dazu, einen Mississippi-Dampfer wie die "Th. A. Edison" nachzubauen, die Fritz Leidel mitgebracht hat. Rund 700 Stunden Arbeit hat der 86-Jährige investiert - kein Baukasten, sondern nach dem Vorbild einer Postkarte "und mit viel Fantasie", sagt der Werkzeugmacher.

Viel Fantasie

Neben viel Fantasie braucht es aber vor allem auch einiges an technischem und mechanischem Verständnis, um ein Modellschiff seetüchtig zu machen: Über einen gasbeheizten Dampfkessel wird Druck aufgebaut, über den dann die kleine Schiffsschraube angetrieben wird - voll funktionsfähig, aber eben auch voll klein.

Zumindest bei den meisten der Schiffe, die im Durchschnitt einen Meter lang sind. Bei Herrn Otto ist das ein bisschen anders. Sein Schiff "Ingeborg", das er nach seiner Frau benannt hat, wiegt stolze 60 Kilo bei 1,40 Metern Länge und "ist eigentlich nur Mittel zum Zweck". Es geht ihm einzig um die Mechanik, das erforderliche Wissen, das man braucht, um diesen Antrieb nachzubauen. Gas und Feuer, und schon knallt’s einmal laut. Aber das gehört eben dazu, alles ist noch ganz, man lacht und bastelt weiter.

Detaillierter Nachbau

Neben den Modellbaubegeisterten, die sich intensiv mit der Technik auseinandersetzen, gibt es auch noch die, die sich darauf konzentrieren, ein Schiff möglichst detailliert im Maßstab 1:50 oder 1:100 nachzubauen - wie der Heckraddampfer von Dieter Kempf, auf dem sich vom Schiffsjungen über den Kapitän bis zu den zig Passagieren sechs Zentimeter kleine Figuren tummeln - alle individuell gestaltet nach Biedermeier-Vorbild.

"Fast alles hier ist fahrfähig", sagt Henry Lehner, und dass "von mir aus jeder herkommen kann, der Spaß haben will." Deswegen schwimmt dann auch ein gefiederter Schwan im Dutzendteich, der vom Ufer aus per Fernbedienung gesteuert wird und zur Gaudi einem Boot hinterherjagt. Und deswegen gibt es neuerdings auf dem Gelände auch eine Ecke, in der die jüngeren Leute über Boden statt zu Wasser jagen.

Wie Vorstandsspross Marcel Lehner (26), der über den Nachbau eines Landungsbootes zu Modellpanzern gekommen ist. "Das hat mich dann mehr interessiert als das Schiff." Nicht wegen Kriegsverherrlichung oder Ähnlichem, betont Vater Henry, sondern wegen des ausgeklügelten Funktionsmodellbaus, der Elektronik der Minicomputer, die locker 1000 Euro kosten und "alles andere als Spielzeuge" sind. "Wenn ich mich rein auf unsere Dampfer verlassen würde, dann ist der Verein in fünf Jahren mit den Mitgliedern ausgestorben. Deswegen müssen wir neue Wege gehen", so der Vorstand.

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