Klinikum Nürnberg: Magenverkleinerung als Ausweg

20.6.2018, 05:57 Uhr
Das Adipositas-Zentrum des Klinikums bietet Magenverkleinerungen als letzten Ausweg, wenn Diäten und Sport nicht mehr weiterhelfen.

© Oliver Acker Das Adipositas-Zentrum des Klinikums bietet Magenverkleinerungen als letzten Ausweg, wenn Diäten und Sport nicht mehr weiterhelfen.

Sich die Schuhe zuzubinden — was selbst für Kleinkinder oft ein Klacks ist —, war für Andreas Michael Oppermann vor zwei Jahren schier unlösbar. "Ich hatte nur fertig geschnürte Schuhe", erklärt der Mittvierziger, der sich bei einem Gewicht von 186 Kilogramm nicht mehr zu den eigenen Füßen herabbeugen konnte. "Schon die Bewegung wäre so anstrengend gewesen, dass ich Schweißausbrüche bekommen hätte", sagt er.

Diäten und Fitnessstudio halfen nicht mehr

Heute bringt er stolze 85 Kilo weniger auf die Waage. Nachdem Diäten und auch der Gang ins Fitnessstudio nicht weiterhalfen, brachte erst eine operative Magenverkleinerung im Klinikum Nürnberg die Wende. Seit dem Eingriff im Herbst 2016 nahm Oppermann, den sein Übergewicht auch seelisch stark belastete, beständig ab und führt endlich wieder ein normales Leben.

Ähnlich sieht es bei Philipp Hirt-Reger aus, der mehr als 150 Kilo wog und massive Gesundheitsprobleme bekam. Auch Hirt-Reger, der mit Fastenkuren nur vorübergehende Erfolge erreichte, unterzog sich einer Magen-OP und verlor seither mehr als 30 Kilo. "Ich verliere auch weiter Gewicht, das ich nicht wieder zunehmen kann", freut er sich. "Der Teufelskreis ist durchbrochen."

Jährlich bis zu 100 Operationen am Klinikum Nürnberg

Der Erfolg der beiden ist keine Eintagsfliege, weiß Professor Uwe Hesse. Statistisch gesehen seien Eingriffe wie eine Magenverkleinerung die einzige Behandlung, die langfristig bleibende Resultate liefert. Allein am Klinikum Nürnberg, deren Sektion Adipositas-Chirurgie Hesse leitet, werden jährlich bis zu hundert der OPs, bei der das Verdauungsorgan operativ auf ein Drittel seiner Größe reduziert wird, durchgeführt.

Das Klinikum hat Hesse, der in diesem Bereich zu Deutschlands erfahrensten Ärzten gehört, vor einigen Jahren nach Nürnberg geholt, um sein mittlerweile auch zertifiziertes Kompetenzzentrum für Adipositas-Chirurgie aufzubauen, berichtet Professor Hubert Stein, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thorax-Chirurgie.

Adipositas statistisch für jeden fünften Tod verantwortlich

Adipositas ist schließlich nicht nur eine Volkskrankheit, an der jeder vierte Deutsche leidet. Sie kann auch — von Herz- und Kreislaufschäden über Diabetes bis hin zu Krebs — viele Leiden nach sich ziehen und ist laut Stein für jeden fünften Tod verantwortlich. Die Lebenserwartung sinke bei Frauen mit starkem Übergewicht statistisch um sieben, bei Männern sogar um zehn Jahre. Daher bezahlen Kassen die etwa 10.000 Euro teure OP in der Regel auch.

Obwohl der Eingriff in Nürnberg minimalinvasiv durchgeführt wird und Patienten noch am Tag der OP wieder aufstehen könne, ist er aber keine Abkürzung zur Traumfigur für Ungeduldige. Zwar dürfen Patienten nach der Behandlung, die von einem interdisziplinären Team aus Chirurgen, Psychologen, Ernährungsexperten, Diabetologen und anderen Spezialisten begleitet wird, buchstäblich alles essen, was in ihren verkleinerten Magen reinpasst. Aber um regelmäßige ärztliche Untersuchungen und die lebenslange Einnahme von Vitamintabletten kommt man nicht herum.

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