Klinikum Süd: Neue Therapie bei Wochenbettdepressionen

7.12.2016, 15:39 Uhr
Klinikum Süd: Neue Therapie bei Wochenbettdepressionen

© Ella Schindler

Depression kann sich schon während der Schwangerschaft sichtbar machen oder in den ersten Monaten nach der Entbindung, erläutert Dr. Susanne Simen, Oberärztin und Leiterin der Mutter-Kind-Tagesklinik der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Süd. Es sei eine Energiemangelkrankheit. Eins stellt doch die Fachfrau klar: "Mütter mit Depressionen sind keine schlechten Mütter. Sie tun alles für ihr Kind." Viele von ihnen fühlen sich schuldig und verstecken sich. "Das ist gefährlich."

In der Mutter-Kind-Klinik erfahren betroffene Frauen zusammen mit ihren Kindern medizinische und psychotherapeutische Hilfe. Dazu zählt auch die videogestützte Analyse dessen, wie Mutter und ihr Kind aufeinander reagieren. Es ist nicht zwangsläufig der Fall, doch eine Depression kann auch die Kommunikation zwischen den beiden beeinträchtigen. "Bei einer tiefen Depression ist Mimik starr", sagt Susanne Simen. Außerdem: "Mütter wollen funktionieren, aber haben keine Kraft, mit Kindern zu reden." Positive Gefühlsregungen, Aufmerksamkeit - all das brauchen aber Säuglinge. Wenn sie es von der Mutter dauerhaft nicht bekommen, kann sich das negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirken, so Susanne Simen.

In der Klinik wird dabei eine Alltagssituation mit zwei Kameras etwa zehn Minuten lang aufgenommen, so dass man die Mimik der Mutter und des Kindes gut zu sehen sind. Die Experten werten die Aufnahmen aus. "Es geht dabei nicht darum, die Mutter zu kritisieren", sagt Psychologin Mirjam Galeris. Im Gegenteil: Den Müttern werden die Videosequenzen gezeigt, in denen sie dem Kind emotionale Zuwendung geben konnten.  

Am Anfang reagieren einige Mütter auf diese Methode mit Skepsis, berichtet die Psychologin. "Danach sind sie dankbar. Es entstehen ganz bewegende, positive Szenen. Das baut sie auf", erzählt Susanne Simen. Die Aufnahmen werden am Anfang und am Ende des Behandlungsprozesses gemacht und analysiert. Die Methode zeigt Erfolg, betont die Leiterin der Mutter-Kind-Tagesklinik.

Dies will nun das Klinikum Nürnberg in einer wissenschaftlichen Studie belegen. Ermöglicht wird es dank einer Förderung durch das Missionswerk der Neuapostolischen Kirche in Höhe von 6000 Euro. "Wir unterstützen das Vorhaben vor allem wegen der Kinder. Sie sind schutzbedürftig", betont Dieter Bossert vom Missionswerk. "Kinder von psychisch erkrankten Eltern sind in ihrem Alltag vielen Belastungen ausgesetzt. Ein weitreichend ausgebautes Hilfsangebot für solche Kinder fehlt leider", zitiert Bosset die Begründung des Missionswerkes für die Finanzierung der Studie.

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