Kommentar: Rückgang bei Monatskarten: Ist die VAG zu teuer?

25.11.2012, 10:00 Uhr
Rückgang der Verkaufszahlen aufgrund von zu hohen Ticket-Preisen?

© Stefan Hippel Rückgang der Verkaufszahlen aufgrund von zu hohen Ticket-Preisen?

Marion Padua, Stadträtin von den Linken, nutzte die Haushaltsberatungen der Stadt dazu, den Rückgang von verkauften Monatskarten anzuprangern, weil Ticketpreise für Busse und Bahnen in Nürnberg zu hoch seien.

Bei der VAG weiß man von einem Rückgang noch nichts. Bislang würde nur der dritte Quartalsbericht des Unternehmens vorliegen, hieß es aus der Pressestelle. Derzeit gehe man von einem Minus von 540000 Fahrten aus. Was bei 150000 Millionen Fahrten im Jahr ein Minus von gerade mal 0,36 Prozent bedeutet. Abgerechnet sei aber noch überhaupt nichts. Auf das Jahr gesehen werde die Zahl auch nicht stimmen, denn der Trend gehe bei den Fahrgastzahlen von U-Bahn und Straßenbahn eher nach oben. Auch könne man nicht sagen, dass bestimmte Karten weniger verkauft werden, denn es gebe Verschiebungen, vor allem hin zur Jahreskarte.

Die Erfassung der realen Fahrgastzahlen, so die VAG-Pressesprecherin, sei schwierig. Bei Wochenkarten oder der Mobicard würde rechnerisch aufgrund von Umfragen eine „Nutzungshäufigkeit hinterlegt“, die dann in der Berechnung der Fahrgastzahlen berücksichtigt wird. Nur alle vier Jahre ermittelt die VAG vor Ort die tatsächlichen Nutzer-Zahlen von Bussen und Bahnen. Derzeit läuft eine solche Zählung der „Nutzungshäufigkeit“.

In dieser Woche wurde die Meldung von einem Statistik-Blog, der die Preisentwicklung im ÖPNV verfolgt, verbreitet, dass die Fahrkartenpreise in Nürnberg seit 2006 am höchsten in Deutschland gestiegen seien. In Nürnberg seien sie um 33,3 Prozent nach oben gegangen, während in Berlin der Anstieg nur bei 9,5 Prozent lag. Preistreiber, so Blogger Tilman Weigel, sei der Frankenschnellweg, für den die Stadt Geld brauche. Die Argumentation ist natürlich Unfug. Zum einen ist der Frankenschnellweg noch gar nicht im Bau. Außerdem müssen Busse und Bahnen in Nürnberg pro Jahr mit rund 80 Millionen Euro bezuschusst werden. Von einer Gewinnmitnahme für andere Projekte kann deshalb gar nicht gesprochen werden.

Viel ärgerlicher ist aber noch das Ergebnis der Untersuchung. Die Einzelfahrt, die als Basis der Analyse dient, kostet in Nürnberg 2,40 Euro, in Hamburg, 2,85 Euro, in München 2,50 Euro, in Köln 2,60 Euro, in Frankfurt 2,50 Euro. Berlin ist mit 2,30 Euro etwas billiger. Auch in Dresden, Stuttgart, Ruhrgebiet und Bremen kann man etwas günstiger als in Nürnberg fahren. Die Untersuchung belegt aber nur, dass Nürnberg bei den Einzelfahrten im Mittelfeld liegt. Über die Qualität des Angebots ist damit noch überhaupt nichts ausgesagt. Auch nichts über Wochenkarten.

Sicher, man kann sich aus ökologischen Gründen einen günstigen ÖPNV-Tarif wünschen, nur muss man dann auch sagen, wo das Geld herkommt. Der Frankenschnellweg taugt dafür nicht.
 

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