Konstantin Wecker: Rückblick auf die guten alten Zeiten

24.11.2014, 06:00 Uhr
Am Freitagabend trat einer der bekanntesten deutschen Liedermacher in der Nürnberger Meistersingerhalle auf.

© Eduard Weigert Am Freitagabend trat einer der bekanntesten deutschen Liedermacher in der Nürnberger Meistersingerhalle auf.

Passend gibt es zum Einstieg das Lied vom „Willy“. Und Wecker verrät den Fans im Anschluss ein lange gehütetes Geheimnis: Der Willy lebt. „Es gab damals zwar eine wüste Messerstecherei, aber gestorben ist keiner. Der Willy steht auch heute Abend hinter dem Plattenstand im Foyer und verkauft CDs und Bücher.“

Dann folgt eine Rolle rückwärts zu Weckers Debüt, die schaurig-schönen „Sadopoetischen Gesänge“. „Ich habe meinen linken Arm in Packpapier gepackt und hab ihn nach Paris geschickt“, singt der 67-Jährige mit einem breiten Grinsen.

Wecker war Achtundsechziger und ist es geblieben. Wenn er ins Klavier haut, lockt das viele ältere Herren aus der Protestgeneration ins Publikum. Und viele Frauen aller Altersklassen. Frauen hätten einst aber auch „Halt’s Maul, du Macho“ gebrüllt, wenn er Zeilen wie „Du bist so hässlich, dass ich’s kaum ertragen kann“ sang.

Zu Anfang seiner Karriere habe er wie ein Millionär leben wollen. Doch die Taschen waren eigentlich immer leer. „Ich kann mich an Konzerte erinnern: wir vier Musiker und zwei Zuschauer. Ein gewisses Missverhältnis.“ Es folgen weitere alte Hits wie „Ich liebe diese Hure“ und „Genug ist nicht genug“. Letzteres ist ein Protestlied. „Doch Banker und Börsianer nahmen es als Anregung“, wundert sich Wecker.

Der Liedermacher ist ein hervorragender Pianist und seine drei Begleitmusiker stehen ihm in nichts nach. Wolfgang Gleixner verwendet ein ganzes Sammelsurium an Instrumenten: darunter Schlagwerk, Posaune oder Saxofon. Fany Kammerlander glänzt am Cello und dann ist da ja noch Jo Barnikel an den Tasteninstrumenten. Der ist seit zwei Jahrzehnten dabei. „Mein Lebensgefährte“, nennt ihn Wecker.

Mit seiner Drogenvergangenheit geht er süffisant um. Wenn man verhaftet wird, sollte man kein Lied über einen Richter geschrieben haben, der Sonntagmorgen am Spielplatz „sein Schwänzlein rausholt“. Je weiter das Konzert in die Jetztzeit vorrückt, desto plakativer werden manche Titel. Im tiefen Kitsch mäandert ein neues Lied, das an Martin Luther Kings „I have a dream“-Rede angelehnt ist. So was könnte auch von Pur sein. Doch Ausrutscher hat wohl jeder Künstler schon fabriziert.

Das eigentliche Konzert ist nach rund drei Stunden vorbei und es gibt stehende Ovationen. Die ermuntern Wecker zu einem handfesten Zugaben-Marathon. Fazit: Ein verschwitzter Wecker und ein zufriedenes Publikum.

 

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