Kostensparender Bau: Boote made in Eibach

17.1.2017, 16:23 Uhr
Kostensparender Bau: Boote made in Eibach

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Bootsbau in dem eher trockenen, Meer-fernen Franken? Für den Jans-Boats Geschäftsführer und Wahl-Nürnberger Jerry Zaslavsky hat sich diese Frage zu keiner Zeit gestellt. "Nürnberg ist dafür einer der besten Standorte in Deutschland", sagt er mit innerer Überzeugung, die erst gar keinen Zweifel aufkommen lässt. Und tatsächlich: Zur Nord- und Ostsee ist es von der Noris aus in etwa genauso weit wie zum Mittelmeer. Und der Main-Donau-Kanal ist quasi in Sichtweite der Werft in der Eibacher Donaustraße.

Zaslavsky ist Quereinsteiger, aber familiär vorbelastet, was den Bootsbau betrifft. Der heute 33-Jährige ist seit über 20 Jahren in Deutschland, seine ursprüngliche Heimat war die ukrainische Schiffsbaustadt Nikolajew. Mit seinen Eltern kam er nach Nürnberg, wo er erst eine kaufmännische Ausbildung absolvierte und dann seinen Handelsfachwirt machte.

"Ich war verantwortlich für den Export in 20 Länder verantwortlich - eine spannende Tätigkeit. Aber irgendwie träumte ich davon, aus dem Trott herauszukommen, unabhängig von den Entscheidungen anderer zu werden", begründet Zaslavsky seine Entscheidung, sich selbstständig zu machen. Beweggründe, die viele andere Existenzgründer auch beschreiben. Ungewöhnlich ist dagegen das Produkt, mit dem der junge Kaufmann seine Unabhängigkeit verankern wollte: der Bau von Aluminiumyachten.

Blick von außen

"Ich denke, es kommt mir auch zugute, dass ich ursprünglich nicht aus dem Bootsbau komme und dadurch einen etwas anderen Blick habe. Ich hinterfrage Dinge und probiere Sachen aus, vor denen andere vielleicht zurück schrecken“, sagt der Geschäftsführer von Jans-Boats.

Aluminiumboote gibt es schon, vorwiegend aber als Nutzfahrzeuge, weniger oft im Yachtbau. Doch genau da sieht der Unternehmer seinen Markt: Elegante, trendig lackierte Boote, die üblicherweise aus Glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) hergestellt werden. Warum aber Aluminium? Das Metall ist leicht und widerstandsfähig, also für den Yachtbau eigentlich prädestiniert.

Einziger Nachteil: Aluminium ist ein teurer Baustoff. Und spätestens hier kommt die Familie von Zaslavsky ins Spiel: Sein Schwiegervater baut Aluminiumschiffe – in der Ukraine, und damit zu deutlich geringeren Kosten, als das in Deutschland möglich wäre.

Was also liegt näher, als die Rümpfe der Jans-Boats-Yachten im Werk des Schwiegervaters produzieren zu lassen, die Rümpfe per LKW nach Nürnberg zu transportieren und sie hier zu veredeln? "Wir designen die Yachten, lassen die GFK-Decksaufbauten im sauerländischen Freienohl in der Werft SQ-Yachts bauen und fügen alles auf unserem Werksgelände in Nürnberg zusammen", erklärt der Unternehmer.

Die Pläne des jungen Chefs sind engagiert. 50 Boote sollen pro Jahr hier einmal – im übertragenen Sinne – vom Stapel laufen, der Umsatz damit rund zwei bis drei Mio. Ã erreichen. Die bisher noch auf knapp eine handvoll begrenzte Zahl von Mitarbeitern soll kontinuierlich ausgebaut werden. Starthilfe leistete die LfA-Förderbank mit rund 300 000 Ã, „weitere Investoren sind hochwillkommen“, sagt der derzeit noch alleinige Eigentümer des Unternehmens.

Im Baukastensystem

Noch ist das alles im Planungsstadium, 13 Rümpfe sind bereits fertiggestellt worden, die Feuertaufe im Markt steht allerdings erst noch bevor. Auf der Wassersportmesse Interboot am Bodensee hat der Wahl-Nürnberger mit einem außergewöhnlichen Konzept zumindest schon mal für erstes Aufsehen in der Fachwelt gesorgt. Vor allem die modulare Bauweise der Motorboote ist neu.

Die Rümpfe können dank eines Schienensystems mit drei verschiedenen Elementen auch nachträglich im Baukastensystem aufgerüstet werden. „Wir haben uns viel von der Autobranche abgeschaut“, sagt Zaslavsky. Und er betont: Trotz des hohen Grades an externen Leistungen erfolgen rund zwei Drittel der Wertschöpfung bei Jans-Boats in Nürnberg.

Jetzt blickt die kleine Werft gespannt auf die im Januar in Düsseldorf stattfindende, weltweit größte Messe „Boot“. Hier wird sich zeigen, ob Zaslavsky auch die Kunden von seinem Konzept überzeugen kann.


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