Kotzer und Fick: Viele Nürnberger leiden unter Namen

24.4.2017, 05:48 Uhr
Kotzer und Fick: Viele Nürnberger leiden unter Namen

© dpa

Das Nürnberger Einwohneramt bearbeitet jährlich etwa 70 Anträge."Es muss ein wirklich wichtiger Grund vorliegen, der bloße Wunsch zählt überhaupt nicht", erklärt Sachgebietsleiter Wolfgang Klemm. Wenn ein Name schwierig zu schreiben oder auszusprechen ist, lächerlich oder vulgär klingt oder wenn Namen eine seelische Belastung darstellen  - dann bestehen gute Chancen.

Das sei zum Beispiel unstrittig, wenn jemand "Schweinsbein" oder "Fick" heißt. Auch wer komplizierte, schwer zu buchstabierende fremdländische Namen ändern will, hat laut Klemm in der Regel keine Probleme mit der Genehmigung. Dennoch prüft die Behörde jeden Einzelfall. 

In München ließ sich der Iraker Mohamad Khidir Mohamad in Ari Dillmann umbenennen, denn er hatte sogar psychische Probleme mit seinem ursprünglichen Namen: "Er war wie ein Stoppschild." Der 38-Jährige hatte stets Schwierigkeiten, wenn er eine Wohnung oder einen Job suchte  - und darüber hinaus: "Kein Mensch will mit einem Mohamad in den Biergarten gehen." 

Der bloße Wunsch reicht nicht

Die Münchner Verwaltung erkannte den psychischen Druck an und stimmte einer Namensänderung zu. Das Nürnberger Einwohneramt unterstreicht, dass eine seelische Beeinträchtigung durch einen Namen glaubhaft nachgewiesen werden muss. "Einmaliges Vorbeischauen beim Mediziner und ein Gefälligkeitsgutachten reichen nicht", meint Klemm.

Der 58-Jährige empfiehlt vor der Antragstellung eine eingehende Beratung. Etwa 100 Personen lassen sich im Nürnberger Ordnungsamt pro Jahr detailliert aufklären. Schließlich betragen die Gebühren für eine Namensänderung im Durchschnitt satte 450 Euro. Gründliche Vorinformation zahlt sich aus: Das Amt lehnt nur etwa fünf Prozent der Anträge ab. Gegen den Bescheid kann man dann noch vor dem Verwaltungsgericht in Ansbach klagen.

Bei der Namenswahl haben Antragsteller das Vorschlagsrecht:  "Wir lassen da eine ziemlich lange Leine ", sagt der Abteilungsleiter. Doch es gibt natürlich auch Grenzen. Wenn jemand unbedingt "Angela Merkel" oder "George Clooney" heißen möchte, sind die Chancen auf eine Anerkennung recht überschaubar, um nicht zu sagen: gleich null.

2 Kommentare