Krach in Königshof: Maisanbau hat Feuchtwiesen zerstört

24.9.2016, 05:58 Uhr
"Für die Natur hier ist es fünf vor zwölf", klagt Klaus Müller vom Landesbund für Vogelschutz (LBV).

© Reinhard Schmolzi "Für die Natur hier ist es fünf vor zwölf", klagt Klaus Müller vom Landesbund für Vogelschutz (LBV).

Es ist eines der schönsten Landschaftsschutzgebiete Nürnbergs:  Königshof, nördlich von Pillenreuth in unmittelbarer Nähe von Nürnbergs größtem Gewerbegebiet, dem Hafen. Doch mittlerweile ist mehr als ein Drittel der gesamten rund 76 Hektar großen Biotopfläche am Königshof nach Einschätzung Müllers Maisanbaugebiet. Angefangen habe es im Frühjahr des Jahres, als die ersten Feuchtwiesen von den Pächtern des Areals umgebrochen wurden.
Gewachsen seien die intensiv gedüngten Anbauflächen danach Stück um Stück. Mit Genehmigung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürth. Eine Beteiligung des Nürnberger Umweltamtes erfolgte jedoch nicht, obwohl das zwingend geboten gewesen wäre.

Klaus Müller vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) ist entsetzt. Er fürchtet, dass die intensive landwirtschaftliche Nutzung und damit die systematische Zerstörung des Öko-Kleinods weiter gehen, wenn die Behörden nicht sofort eingreifen: "Für die Natur hier ist es fünf vor zwölf", sagt er.

Lebensraum zerstört

Müller fürchtet, dass die Maisanbau-Entwicklung weitergeht, wenn die Behörden nicht bald einschreiten. Und was laut Müller das große Problem des Maisanbaus hier ist: Die Flächen bleiben, nachdem die Pflanzen geerntet sind, bis zum Frühjahr offen. Da entwickele sich nichts mehr, die Natur verarmt. Die einstigen Feuchtwiesen hier, ein besonderes Merkmal des Landschaftsschutzgebietes, die Lebensraum für unzählige bedrohte Tier- und Pflanzenarten darstellen, seien damit zerstört worden: "Die vielen Schmetterlingsarten, die es hier gibt, verschwinden dann Zug um Zug. Folge: Vögel finden keine Nahrung mehr", moniert Müller.

Klaus Köppel, Leiter des Nürnberger Umweltamtes, zu dem auch die Untere Naturschutzbehörde gehört, wusste nach eigenen Worten nichts von dem Ausmaß des Maisanbaus auf den Königshof-Wiesen. Hätte seine Behörde aber wissen müssen. Seit 2014, so erklärt Köppel auf Anfrage, sei der Grünland-Umbruch genehmigungspflichtig. Zuständig dafür ist das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürth. Das habe die Erlaubnis auch erteilt, allerdings ohne das Nürnberger Umweltamt einzuschalten. Das, so Köppel, wäre aber zwingend nötig gewesen, denn immerhin handele es sich beim Königshof um ein Nürnberger Landschaftsschutzgebiet. Köppel: "Wir müssen jetzt klären, wie das passieren konnte."

Klar ist aber für den Nürnberger Umweltamtschef, dass er dem großflächigen Maisanbau im Königshof so nicht zugestimmt hätte. Köppel: Wir sehen das kritisch. Es droht eine Entwertung des Landschaftsschutzgebietes.“

5 Kommentare