Kritik an DHL in Maxfeld: Paketboten mit Treppen-Allergie

4.9.2014, 05:51 Uhr
Kritik an DHL in Maxfeld: Paketboten mit Treppen-Allergie

© Foto: Roland Fengler

Bonaventura Helm ist nur 1,58 Meter groß. Im Leben der 75-Jährigen war das noch nie ein Problem. Doch als sie neulich mit ihrem Abholschein vor den gelben Wänden der Post-Packstation an der Rollnerstraße stand, da hätte sie eine Leiter gebraucht. Ihr Paket lag im obersten Fach.

Nebenbei: Bonaventura Helm, die sich gerne bei einem Versand bestellte Kleidung schicken lässt, war den ganzen Tag daheim. Sie hätte den DHL-Boten klingeln gehört, schwört sie. Doch er habe nicht geklingelt. Stattdessen lag wieder mal ein Kärtchen im Briefkasten. Diesmal mit der Adresse der nächsten Packstation.

Wie gut, dass die kleine Rentnerin vor der Station auf Jörg Holzscheiter traf. Der Mann aus der Friedenstraße half ihr beim Einscannen des Codes, angelte ihr das Paket aus dem Fach und trug es ihr die 800 Meter nach Hause. Die beiden kamen ins Gespräch — zwei erklärte DHL-Kritiker hatten sich gesucht und gefunden.

Denn auch der Diplom-Kaufmann liegt seit Monaten im Clinch mit dem Paketdienst. X-mal habe er Benachrichtigungsscheine mit dem Hinweis „. . . leider war es uns heute nicht möglich, Ihre Sendung(en) zuzustellen“, gefunden.

Dass die Boten gar keinen Zustellversuch unternahmen, davon ist der Maxfelder überzeugt, der oft zu Hause ist und viele Päckchen bekommt. Oder bekommen sollte. Jetzt hängt er ein Schild mit einem drohenden „DHL: Ich bin zu Hause!“ an den Briefkasten, wenn er Pakete erwartet. Es helfe nichts, sagt Holzscheiter.

„Ochs vorm Berg“

Eine Zumutung sei es, wenn Pakete nicht beim nächsten Postamt, sondern in der Packstation zur Abholung deponiert würden. Anfangs habe er „verzweifelt und wie der Ochs vorm Berg“ vor dem bei Sonne schwer zu lesenden Display gestanden. Der 75-jährigen Bonaventura Helm erging es genauso.

Eine Klage, die bei der Post-Tochter DHL Erstaunen auslöst. Normalerweise seien die Kunden begeistert, wenn sie ihr Paket unabhängig von Öffnungszeiten in einer Packstation abholen könnten. Das sagt DHL-Sprecher Erwin Nier. Diese Stationen seien „leichter zu bedienen als ein Geldautomat“.

Bundesweit gibt es immer wieder Klagen über DHL, das Internet ist voll davon, doch Nier gibt sich entspannt. Er sei das Schimpfen über den Gelben Riesen seit 40 Jahren gewohnt. Seit die Deutsche Post 1995 privatisiert wurde, seien die Erwartungen an den ehemaligen Staatsbetrieb nach wie vor weit höher als an die Konkurrenz. Den Kritikern aus Maxfeld bietet Nier eine „große Entschuldigung“ an. Auch wenn er ihre Beschwerden nicht ganz nachvollziehen kann. Es sei dort über längere Zeit nur ein Springer im Einsatz gewesen, und der kenne sich gut aus.

Sicher gebe es den einen oder anderen allzu eiligen Zusteller unter den 80.000, die im Einsatz sind. Es sei „schade, dass ein fauler Apfel die ganze Ernte vergiftet“, sagt der DHL-Sprecher noch. An den kursierenden Gerüchten, nach denen die Zusteller pro Paket bezahlt und sich deshalb die Zeit fürs Ausliefern gerne sparen würden, sei nichts dran. Befristete und unbefristete DHLBeschäftigte bekämen ein festes Tarifgehalt.

Immenser Arbeitsdruck

Bei den Subunternehmern des Paketdienstes sieht das freilich anders aus. Allerdings gehört der fragliche Bereich in Maxfeld nicht zu den 30 von insgesamt 230 Bezirken in der Region, die DHL an Subunternehmer vergeben hat. Bei den Privaten, so ver.di-Sekretärin Jessica Quinten, sei der Arbeitsdruck immens, sie müssten billiger sein, um im Geschäft zu bleiben. Noch bis 2015 ist die Quote, die fremdvergeben werden darf, begrenzt. Danach müsse neu verhandelt werden, so Quinten.

Die im Postamt ausliegenden Beschwerdeformulare hat Jörg Holzscheiter nach eigenen Angaben achtmal akribisch ausgefüllt. Gehört habe er danach nie etwas.

25 Kommentare