Küken streicheln an Ostern: Kindermuseum in der Kritik

29.3.2018, 06:00 Uhr
Küken streicheln an Ostern: Kindermuseum in der Kritik

© Thomas Correll

Wenn der Andrang groß ist, müssen sich die Kinder gedulden, bis ihnen eine Mitarbeiterin ein Küken auf die Hand setzt. Manche Tiere flattern nervös in der Hand, andere lassen den Kontakt ruhig über sich ergehen. Nach dem Streicheln landen die Küken wieder in einem Freilauf. Ein Brutkasten wird ebenfalls von Kindern umringt: Hier kämpfen sich Küken durch die Schale.

Was die meisten Besucher des Museums sichtlich begeistert, ist manchen Tierschützern ein Dorn im Auge. "Ich bin der Meinung, dass sich die Spezies Homo sapiens ein bisschen viel herausnimmt. Das ist kein Spielzeug", zürnt eine 71-jährige Nürnbergerin. "Wie sollen Kinder da lernen, mit Würde und Respekt mit Tieren umzugehen", fährt die Frau fort, die anonym bleiben will.

Diese Ansicht teilen die Tierschützer von Peta. "Das Anfassen ist traumatisch für Küken, die bereits im Ei selbst mit der brütenden Mutter sprechen und die Mutter erwarten und keine vor Verzückung schreienden Kinder", sagt Edmund Haferbeck, Leiter der Wissenschafts- und Rechtsabteilung bei Peta Deutschland.

Das Nürnberger Ordnungsamt hat mit der Ausstellung dagegen kein Problem. Auch heuer hat es die "1, 2, 3 ... Küken aus dem Ei"-Schau erlaubt. Veterinär Dr. Hans Giering hat keine tierschutzrechtlichen Bedenken.

Stadt stellt Bedinungen

Zwischen 19. Februar und 8. April 2018 darf das Museum von Amts wegen 520 Eier ausbrüten. Die Stadt macht dem Trägerverein "Museum im Koffer" allerdings Auflagen. Die mit der Pflege der Tiere beauftragten Personen müssten dafür sorgen, dass die Küken durchs Anfassen keine Schmerzen erlitten, zählt Giering auf. Außerdem müssen die Tiere eine Rückzugsmöglichkeit haben. Das sei alles gewährleistet, fährt er fort.

Die Macher der Ausstellung weisen Kritik denn auch zurück. Sie betonen, dass sie für alle Tierschutzfragen gute Lösungen gefunden hätten. Im Freilauf dürften die Küken von den Besuchern gar nicht angefasst werden. Und sie würden den sitzenden Kindern nur für eine begrenzte Zeit unter Anleitung auf die Hand gegeben, sagt Yvonne Richter vom Museum.

Kinder müssen Erfahrungen machen können

Die Küken würden auch nicht dauernd angefasst, sondern hätten immer eine Stunde Pause nach der Streichelzeit. Daneben gibt es drei Ausläufe in einem für Besucher nicht zugänglichen Raum. Dort hätten die Küken nach dem Schlüpfen einen Tag Ruhe, um sich einzugewöhnen. "Küken, die müde sind und Ruhe brauchen, werden ebenfalls hier untergebracht."

Das Kindermuseum betont den pädagogischen Aspekt seiner Arbeit. Der direkte Kontakt zu Tieren sei wichtig für Kinder. "Nur wenn sie Erfahrungen machen dürfen, können sie sich für das Tierwohl einsetzen", so Richter. Sie hebt hervor, dass die Ausstellung außerdem von Informationen über das Töten der männlichen Küken und Legebatterien flankiert wird.

Die Tierschützer von Peta sehen das anders. Sie halten die Streichel-Offensive für pädagogisch falsch, denn so werde Kindern "nicht die grausame Realität vermittelt, nämlich das Umbringen von knapp 50 Millionen männlichen Eintagsküken pro Jahr und das tierquälerische Hinvegetieren der weiblichen Küken als spätere Legehennen", findet Haferbeck.


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