KulTour-Kolumne: Der Regisseur von "Macho Man 2"

9.8.2018, 13:26 Uhr
Nach "Macho Man 2" kommt "The Fantastic Four"! Eben hat Davide Grisolia (hier mit Maske von The Thing) die Dreharbeiten für seinen ambitionierten Fanfilm beendet.

© Foto: Stefan Gnad Nach "Macho Man 2" kommt "The Fantastic Four"! Eben hat Davide Grisolia (hier mit Maske von The Thing) die Dreharbeiten für seinen ambitionierten Fanfilm beendet.

September letzten Jahres kam der zweite Teil des Nürnberger Kultfilms (und mit dem viel-strapazierten Begriff Kult sind wir an dieser Stelle wahrlich vorsichtig) "Macho Man" ins Kino. Regie bei der Neuauflage beziehungsweise Fortsetzung der Trashfilm-Granate aus dem Jahr 1985 führte Davide Grisolia - und der war vor allem eines: damals noch nicht einmal geboren. Ein Hausbesuch bei dem jungen Filmemacher in Roßtal.

Davide Grisolia ist ein Filmverrückter im besten Sinne. Sein Schwerpunkt: Hollywood-Blockbuster, Action Movies und Comic-Verfilmungen. Die DVD-Sammlung in seinem Wohnzimmer ist ebenso imposant wie der lebensgroße "Terminator 2"-Nachbau, der sein Arbeitszimmer bewacht - dort, wo Grisolia "Macho Man 2" geschnitten hat.

"Am Anfang gab es nur ein einziges Stichwort: Organhandel", blickt der fränkische Süditaliener auf den Beginn seines bislang größten Filmprojekts zurück. "Die ersten Dreharbeiten fanden tatsächlich schon statt, als das Drehbuch noch nicht einmal fertig war -und das auch noch am Gardasee, wo wir gleich am ersten Tag ausgeraubt wurden."

Ziel immer vor den Augen

Das Chaos wich dem Drehteam während der restlichen Arbeiten an der Fortsetzung des wahrscheinlich einzigen Action-Films, der je in Nürnberg gedreht wurde, nicht mehr von der Seite. Geschichten und Anekdoten von den mehr als mühsamen Dreharbeiten weiß der Regisseur viele zu erzählen, und nicht nur einmal avancierte dieses ambitionierte Projekt zu einer halben Nahtoderfahrung. Doch am Ende hieß es: Hamma wieda viel gelernt!

"Was mich voranbringt, ist meine Sturheit", sagt der 25-Jährige. "Alles in allem war es eine geile Erfahrung, und ich würde es sofort wieder tun - all den vielen Problemen zum Trotz. Weil es am Ende funktioniert hat. Ich sehe das philosophisch: Jeder Film hat seine Seele - man kann alles geben, was man hat, alles darüber hinaus wird jedoch der Film bestimmen."

Zu dem Job kam Grisolia übrigens, weil er im zarten Alter von 14 Jahren einen Werbespot für die Kampfsportschule von Peter Althof drehen durfte. Der Kontakt riss nie ab. Als Davide 2012 seinen Film "Die Nacht in mir: Anbeginn" vorstellte, war Althof, der neben dem ehemaligen Boxer René Weller die Hauptrolle in beiden "Macho Man"-Teilen spielte, bei der Premiere - und verkündete dem inzwischen erwachsen gewordenen Hobbyfilmer von einst anschließend: "Du bist der Regisseur von ,Macho Man 2‘!". Ein Mann, ein Wort. Der Rest ist ein weiteres Stück Nürnberger Filmgeschichte, das inzwischen auch auf DVD erhältlich ist.

Fränkischer James Bond

Aktuell arbeitet Davide Grisolia, der Film und Design an der Ohm-Hochschule studiert und den Verein "Wir sind Film e. V." mitgegründet hat, parallel an zwei Projekten: einer inoffiziellen, nichtkommerziellen Fanfilm-Serie mit den "Fantastic Four" (und seinem Lieblings-Comic-Charakter The Thing) sowie an der Fortsetzung seiner Agentensaga "Faust", die laut eigener Aussage "ein sehr fränkischer James Bond" ist.

Seine KulTour-Tipps: Kino des Herzens ist für Davide Grisolia das Cinecittà am Gewerbemuseumsplatz. "Dort habe ich 1998 nicht nur zum ersten Mal einen Film im Kino gesehen, nämlich ,Mulan‘, sondern auch den bislang besten Tag meines Lebens verbracht: die Premiere von ,Macho Man 2‘." Ansonsten liebt Davide Lasertag spielen.

Seine Buchtipps sind "Das Drehbuch" von Syd Field ("Durch dieses Buch bin ich tatsächlich besser geworden") und "Total Recall - Die wahre Geschichte meines Lebens" von Arnold Schwarzenegger ("Für Fans ist diese Autobiografie ein Muss, man erfährt vieles, was man weder erwarten noch erahnen konnte").

Sein Lieblings-Video-Game heißt "Beyond Good & Evil" - ein fantastisches Spiel, das ich im Jahre 2010 sogar verfilmt habe, mit einem 45-minütigen Fanfilm!" Und sein DVD-Tipp: "A. I. - Künstliche Intelligenz" von Steven Spielberg - Davides ewiger Lieblingsfilm. "Den Film habe ich noch zusammen mit meinem Vater angeschaut, der nicht mehr unter uns ist. Und er hat uns beide sehr berührt. Ich würde auch 2000 Jahre warten, so wie der Hauptdarsteller in dem Film, um meinen Vater noch ein einziges Mal sehen zu können."

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