KulTour: Umwelt und Kultur gehören zusammen

28.6.2014, 05:59 Uhr
KulTour: Umwelt und Kultur gehören zusammen

© NN

Neulich haben wir Pegnitz-Piraten gespielt. Haben uns lustige Kostüme besorgt, Plastiksäbel, Wasserspritzpistolen und Dosenbier und sind mit acht Schlauchbooten die Pegnitz von Nürnberg nach Fürth geschippert. Ein Spaß – und seit zwei Jahren hochoffiziell erlaubt (Stichwort: „Wasserwanderweg“). Weil unterwegs auf Kaperfahrt jedoch unter anderem die Kläranlage bei Doos passiert wurde und unter den Matrosen die Frage aufkam, was denn mit dem Wasser ist, das von dort aus in den Fluss gepumpt wird, haben wir uns hinterher ans Telefon gehängt. Und sind bei Peter Pluschke gelandet.

Der 64-Jährige ist Umweltreferent der Stadt Nürnberg, berufsmäßiger Stadtrat und zuständig für den Geschäftsbereich Umwelt und Gesundheit. Zu dem gehören neben diesen beiden Ämtern die Abfallentsorgung und die Stadtentwässerung plus die angeschlossenen Laborbetriebe, die die Qualität des Wassers überwachen. Und damit auch die Kläranlage an der Stadtgrenze.

„Im Sommer bei Niedrigwasserstand ist rund ein Drittel des Wassers in der Pegnitz nach unserer Einleitung tatsächlich gereinigtes Abwasser aus der Stadt Nürnberg“, verrät der Hesse, der 1972 über internationale Umwege nach Erlangen kam. „In den 60er und 70er Jahren war der Fluss mal in einem schlimmen Zustand, aber seither hat sich viel getan in der Abwasserreinigung, auch in der Pegnitz haben wir inzwischen wieder eine sehr ordentliche Wasserqualität.“

Dass Peter Pluschke für sein Amt brennt, merkt man im Gespräch nach spätestens zwei Minuten. Der studierte Chemiker ist auch der erste Umweltreferent der Stadt, der eine zweite Amtszeit antritt. Tatsächlich liegt dem Mann, der schon mal eben nach Island fliegt, um das „Airwaves“-Festival in Reykjavík zu besuchen („Ich liebe Musik aus Island, von Björk über Ásgeir Trausti und Valdimar hin zu Eivør Pálsdóttir von den Färöer Inseln!“), der Brückenschlag von der Umwelt zur Kultur ganz besonders am Herzen.

„Mein Lieblingsprojekt der letzten Jahre ist ,ausgetankt‘: Zweimal hat Karin Bergdolt in Nürnberg aufgelassene Tankstellen aufgetan und unter dem Motto ,Was kommt nach dem Öl?‘ als Ausstellungsorte inszeniert.“ Symbolhaft für ein langsam vergehendes Zeitalter, in dem das Öl uneingeschränkte Mobilität und grenzenloses Wachstum versprach.

Doch auch sonst überschneidet sich Pluschkes Arbeitsfeld regelmäßig mit dem der Kultur – sei es beim Brücken- und Afrika-Festival, die jeden Sommer unter der Theodor-Heuss-Brücke mitten in den Pegnitzauen stattfinden, oder bei der Filmreihe „Agenda 21“ im Casablanca-Kino. Kunst als Medium zu nutzen, um für das Thema Energiewende zu sensibilisieren – für den Grünen eine perfekte Kombi. „Kürzlich habe ich in Bayreuth das Projekt ,energy-in-art‘ kennengelernt, bei dem unter anderem drei Großskulpturen errichtet wurden und ein mobiles Kunstwerk entstand, das nun auf einem Müllfahrzeug durch die Gegend fährt.“

KulTour-Tipps: Peter Pluschke empfiehlt die Foto-Ausstellung „A Dream Of Plenty“ im White Cube der Bunsen Goetz Galerie in der Kressenstraße 11 (läuft noch bis 27. Juni). „J Henry Fair zeigt Luftbildaufnahmen von Orten der Erde, die durch dramatische Umweltzerstörung gekennzeichnet sind.“ Außerdem: „Werke bis 2012“ von Vera Lassen im Caritas-Pirckheimer-Haus – „vormerken und unbedingt anschauen!“

Vom 25. bis 27. Juli lockt „Bio erleben“ auf den Nürnberger Hauptmarkt. „Warum bis dahin nicht mal zum Essen beim zertifizierten Bio-Wirtshaus ,Wittmanns‘ in der Beckschlagergasse reinschauen?“ Und seine Lesetipps: Als GuteNacht-Lektüre dient Peter Pluschke gerade der ziemlich schräge Roman „G.A.S.: Die Trilogie der Stadtwerke“ von Matt Ruff – „was soll ein Umweltreferent sonst schon lesen?“

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