KulTour: Wie man laufend die Stadt kennenlernt

30.10.2014, 07:59 Uhr
KulTour: Wie man laufend die Stadt kennenlernt

© Privat

Drei Jahre lang war Jörg Lachmann in ganz Deutschland unterwegs, lebte im Hotel und aus dem Koffer. „Es ist wirklich so: Du erlebst nix, wenn du in eine fremde Stadt kommst. In der Regel kennt man nur den Weg vom Hauptbahnhof zum Hotel. Im Bus oder im klimatisierten Taxi durch die Stadt fahren, das ist wie fernsehen. Wenn man sich jedoch am ersten Tag früh morgens die Joggingschuhe schnürt und eine Stunde durch die Stadt läuft, dann kennt man sich aus!“

So kam es zur Idee von SightRunning Nürnberg: Joggend durch Nürnberg, die Verbindung von Sport und Sehenswürdigkeiten. „Wir sind weder reine Stadtführer, noch reine Sportlehrer, sondern setzen da an, wo das eine aufhört und das andere anfängt“, sagt Jörg Lachmann, für den es wichtig ist, eine Stadt zu spüren und zu riechen, in Interaktion mit Menschen zu kommen – und sich dann, ehe man sichs versieht, auskennt in den Häuserschluchten des Asphaltdschungels.

Der Clou: Jeder Lauf bei SightRunning Nürnberg wird individuell angepasst, nicht nur was die Zeit (mindestens eine Stunde), die Gruppenstärke und die jeweilige Kondition der Mitlaufenden angeht, sondern auch thematisch. Der eine interessiert sich für alte Kinos, die andere für Architektur, Diskotheken oder das Dritte Reich. Und SightRunning Nürnberg stellt dafür jeweils eine Tour zusammen. „Und es kann wirklich jeder mitlaufen – wir veranstalten keinen Wettkampf!“

Von Zeit zu Zeit treten auch mal Gastläufer an, wie zuletzt der blinde Extremläufer Jeffrey Norris. Bislang ist das Angebot in Nürnberg einzigartig. Kein Lauf sei wie der andere, verspricht Jörg Lachmann, der die Idee von SightRunning Nürnberg drei Jahre lang mit sich herumgetragen hat – um sie Anfang des Jahres endlich umzusetzen. Von den drei Gründern ist inzwischen nur noch der 25-Jährige mit dabei.

Ganz frisch im Programm von SightRunning ist die Reihe „Neu in Nürnberg“, die sich speziell an Neuankömmlinge richtet und diesen die Stadt aus der Laufperspektive zeigt — und das jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat; Treffpunkt ist auf der Brücke zum Handwerkerhof gegenüber vom Hauptbahnhof (die Anfangszeiten wechseln, deshalb Uhrzeit bitte erfragen — Kontakt: www.sightrunning- nuernberg.de und Telefon 01577/9 56 59 98).

Seine KulTour-Tipps: Jörg Lachmann empfiehlt die
neue CD „Kiah Royal“ des oberbayerischen BlasmusikKommandos LaBrassBanda. „Auch wenn man die Lieder schon in- und auswendig kennt, erlebt man sie auf dieser CD noch einmal total anders gespielt. Zum Teil sind sie kaum wiederzuerkennen!“

Ansonsten liebt der Bewegungsfanatiker, der in Herzogenaurach aufgewachsen ist, jetzt in Laufamholz lebt und im wirklichen Leben als Beamter arbeitet, die beiden Nürnberger Röstereien „Rösttrommel“ (Äußere Laufer Gasse 34) und „Machhörndl“ (Obere Kieselbergstraße 13), die beide tollen Kaffee mit sozialem Gewissen anbieten – und trotzdem nicht teurer sind als andere. Gastronomisch empfiehlt er die „Vetrina Toscana“ im Kreuzgartenviertel, Obere Kreuzgasse 15 („auf den ersten Blick ein bisschen Schickimicki, aber qualitativ hochwertige italienische Küche zu bezahlbaren Preisen!“) und die „Schanzenbräu“-Schankwirtschaft, Adam-Klein-Straße 27, in Gostenhof.

„Toll ist auch die Reihe ,Phil & Lunch’, bei der die Staatsphilharmonie zur Mittagsmatinee ins Café Arte im Germanischen Nationalmuseum lädt. „Da ist der Eintritt zwar frei, aber ich tät’ trotzdem früh reservieren!“ (nächster Termin ist am 20. November, 13 Uhr).

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