Kunst aus Zündhölzern: MS-Kranker hat eigene Therapie

1.10.2016, 06:00 Uhr
Mit Ruhe und Geduld klebt Heiko Martin die rund 10.000 Streichhölzer zusammen - wie hier den Fernmeldeturm.

© Michael Matejka Mit Ruhe und Geduld klebt Heiko Martin die rund 10.000 Streichhölzer zusammen - wie hier den Fernmeldeturm.

Soweit möglich holt er sich dafür Pläne, um die originalen Abmessungen exakt abbilden zu können. Ob die Wuppertaler Magnetschwebebahn, ein Windrad, ein Katamaran, ein Linienbus oder der Nürnberger Fernmeldeturm - der gelernte Koch arbeitet mit Geduld, Ausdauer und Genauigkeit.

Das Fingerspitzengefühl - im wörtlichen Sinn - geht ihm durch seine Krankheit bedingt ab. Als er sich kürzlich im Rollstuhl bückte, um einen Gegenstand von Boden aufzuheben, fuhr er versehentlich mit seinem "Rolli" über die Finger, ohne es zu spüren.


Martin wirkt trotz seiner schubweise auftretenden Erkrankung lebensfroh und energiegeladen, keineswegs verbittert oder deprimiert. Er richtet sich seinen Alltag in der Neuröthenbacher Wohnung so ein, dass er gut zurecht kommt. Übers Internet tauscht er sich mit Bastelfreunden über Tipps und Tricks beim Zündholz-Verarbeiten aus.

Bis ein Streichholz eingebaut ist, hat der Tüftler es sieben Mal in der Hand gehabt. Für den Fernmeldeturm, der von seiner Wohnung aus fast zu sehen ist,  braucht er 10.000 Holzstäbchen. Die Arbeit zieht sich daher über Monate hin. "Natürlich ärgere ich mich manchmal auch tierisch, wenn etwas nicht klappt“, räumt der Frührentner ein, "aber ich weiß, dass es funktioniert. Darum bleibe ich dabei." 

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