Kunstvilla: Neues Juwel in der Nürnberger Kulturlandschaft

21.5.2014, 06:00 Uhr
Am Wochenende öffnet die neue Nürnberger Kunstvilla in der Blumenstraße 17 ihre Pforten.

© Horst Linke Am Wochenende öffnet die neue Nürnberger Kunstvilla in der Blumenstraße 17 ihre Pforten.

Von einer „Ur-Sehnsucht“, die nun erfüllt sei, sprach Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly bei der Pressekonferenz. Dass seitens der Stadtvertreter mit Lob für das neue Haus nicht gespart wurde – Maly sprach von einer „schön geschliffenen Perle“, Lehner von einem „Juwel im Mosaik der städtischen Kulturlandschaft“ – , hat mit Selbstbeweihräucherung nichts zu tun. In siebenjähriger Planungs-, Sanierungs- und Umbauzeit und für 6,29 Millionen Euro wurde die neobarocke Villa in der Blumenstraße in ein modernes Museum verwandelt, das seinen besonderen Reiz zugleich aus der historischen Bausubstanz bezieht.

Mit der Villa wird eine schmerzliche Lücke in der hiesigen Museumslandschaft geschlossen. Seit der Schließung der „Fränkischen Galerie am Marientor“ 1967 war die Sammlung zur regionalen Kunst weitgehend in die Depots verbannt. Die langwierige Standortsuche nach einem neuen Domizil beendete schließlich NN-Verleger Bruno Schnell, der die Villa 2006 der Stadt schenkte. „Sie können stolz auf dieses Haus sein“, meinte beim Pressetermin eine Journalistin, die das Kulturschaffen in Frankfurt 26 Jahre lang verfolgte. „Dort hat die internationale Kunst absoluten Vorrang. Die regionale Kunst fällt dabei einfach hinten runter.“

Zum Auftakt präsentiert Villa-Leiterin Andrea Dippel einen facettenreichen Querschnitt durch die Sammlung. Gut 100 Werke, die einen weiten Bogen von der Landschaftsmalerei bis zur Abstraktion schlagen und mit den „Interventionen“ der Akademie-Klasse von Simone Decker unmittelbar an die Gegenwartskunst andocken. Dabei lässt Dippel der in zwölf Räumen präsentierten Auswahl viel Platz, setzt nicht auf üppige Fülle, sondern anhand markanter Werke auf einen konzentrierten Einblick in die Sammlung. Eine kluge Entscheidung, die zum Auftakt auch das Haus selbst mit seinem reichen architektonischen Innenleben zur Geltung kommen lässt.

Das Eröffnungswochenende lädt zu zahlreichen Entdeckungstouren ein: Das KPZ und Dippel bieten Führungen an, Prominente stellen ihre Lieblingsbilder vor, es geht – einmalige Gelegenheit – in den Kriechkeller und auf den Spitzboden, bei Werkstattangeboten können die Besucher selbst kreativ tätig werden. Der offizielle Festakt findet bereits am Freitag um 11 Uhr statt.

Eigens zur Eröffnung hat Jochen Pankrath einen Siebdruck geschaffen, der in einer Auflage von 150 Exemplaren erscheint. Der umfangreiche Katalogband (19 Euro) dokumentiert nicht nur die Erstpräsentation, sondern zeichnet auch die Geschichte des Hauses nach und geht auf die historisch bedingten Lücken und Schwächen der Sammlung ein.

Das KunstKulturQuartier, zu dem die Kunstvilla neben Kunsthaus und Kunsthalle als dritte Säule gehört, begrüßt sein neues Mitglied mit einem großen Transparent: „Endlich sind wir komplett“, steht darauf zu lesen. Vorsitzender des neu gegründeten Fördervereins „Die Kunstvilligen“ ist übrigens Alt-OB Peter Schönlein. Der war einst gegen den Standort des neuen Museums, künftig dürfte er der stärkste Fürsprecher der Villa sein.

Keine Kommentare