Kurios: Baum in Katzwang verschwand über Nacht

15.4.2017, 07:28 Uhr
Joachim und Elke Ackermann stehen vor dem leeren Beet. Der Baum war eines Tages einfach verschwunden.

© Roland Fengler Joachim und Elke Ackermann stehen vor dem leeren Beet. Der Baum war eines Tages einfach verschwunden.

"Unrecht Gut gedeihet nicht", sagte die Großmutter von Joachim Ackermann immer. Daran mussten er und seine Frau in den vergangenen Tagen häufig denken, während sie auf der Suche nach einem Baum waren, den sie am Hallenbad in Katzwang gepflanzt hatten. Nach einigen Wochen liebevoller Pflege war der nämlich spurlos verschwunden - und manchmal sind die Diebe diejenigen, von denen man es am wenigsten erwartet.

Elke und Joachim Ackermann stehen am Parkplatz des Katzwanger Hallenbads vor einem kleinen, von Unkraut zugewuchertem Blumenbeet, das sich am hinteren Ende der Asphaltwüste befindet und starren ins Leere. "Mitte März haben wir hier einen Baum gepflanzt", sagt Joachim Ackermann. Seit November ist er im Ruhestand und das kleine Beet, das bisweilen mehr und mehr zur Hundetoilette verkam, war ihm und seiner Frau seit langem ein Dorn im Auge.

Und plötzlich ist der Baum weg

"Wir wollten der Natur nur etwas Gutes tun", sagt auch Elke Ackermann. Das Ehepaar besorgte deshalb - für immerhin satte 230 Euro - einen etwa drei Meter großen Blut-Ahorn und pflanzte ihn in die Mitte des bislang stiefmütterlich gepflegten Beetes. Sie entfernten das Unkraut, säuberten die Erde und stellten sogar noch ein Schild auf: "Hier ist keine Hundetoilette".

Weil es auf dem Parkplatz kein Wasser gibt, mussten die Ackermanns zudem regelmäßig mit vollen Gießkannen von Zuhause zum Parkplatz fahren, um ihren neuen Schützling zu wässern. "Mittlerweile hatte er schon leicht ausgetrieben", sagt Elke Ackermann. Zuletzt gegossen hatte sie ihn am 3. April. "Als wir dann am 7. April vorbeigefahren sind, war der Baum weg", so das Ehepaar.

"Der Baum musste rasch wieder entfernt werden"

Für die beiden steht fest: Ihr Bäumchen muss gestohlen worden sein. "Weil wir so sauer sind, haben wir dann einen Belohnung in Höhe von 500 Euro ausgesetzt für denjenigen, der uns Hinweise auf den Dieb geben kann", sagt Joachim Ackermann. Sogar eine Anzeige in den Nürnberger Nachrichten hatte das Ehepaar geschaltet - aber alle Suchmaßnahmen blieben ohne Erfolg. Der Baum war weg und der Dieb konnte offenbar direkt an einer vielbefahrenen Hauptstraße unerkannt entkommen - oder vielleicht doch nicht?

Kurios: Baum in Katzwang verschwand über Nacht

© Roland Fengler

Auf Anfrage der Lokalredaktion bestätigt Uwe-Andre Bauer, persönlicher Mitarbeiter von Bürgermeister und Sör-Chef Christian Vogel, dass die Stadt - wenn man sie so nennen will - der Dieb war. "Der Baum musste leider tatsächlich rasch wieder entfernt werden", so Bauer. Schuld an allem Übel ist eine Fernwasserleitung, die unter dem Parkplatz verläuft. Die Infra Fürth hat bei einer Begehung des Parkplatzes den Baum bemerkt und daraufhin umgehend das für die Fläche zuständige Bürgeramt Süd kontaktiert. Ob sie denn verrückt seien, dort einen Baum zu pflanzen, lautete sinngemäß die Frage des Unternehmens.

Das Bürgeramt Süd wiederum - etwas irritiert über die Herkunft des Baumes, denn die Ackermanns hatten ihn in Eigenregie und ohne Rücksprache mit den zuständigen Ämtern gepflanzt - hat den Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) beauftragt, den Baum zu entfernen. "Bäume wie dieser, die tief wurzeln, dürfen auf dem Parkplatz wegen der Leitungen nicht stehen", weiß Bauer - und auch das Bürgeramt, nur die Ackermanns eben nicht.

Die Wurzeln könnten die Wasserleitungen früher oder später beschädigen - Leitungen, von denen immerhin die Versorgung des halben Stadtteils abhängig ist. "Es war aber ja wirklich lieb und nett gemeint und das wissen wir auch zu schätzen", betont Bauer.

Überraschendes Happy End

Lieb und nett, schön und gut. Vor allem aber beschäftigt die Ackermanns natürlich eine Frage: Was wurde denn nun aus ihrem Baum? Brennholz? "Nein, den Baum gibt es noch. Er wurde ein paar Straßen weiter neu eingepflanzt", sagt Bauer. Dort steht der blutjunge Blut-Ahorn jetzt in einem "regulären" Blumenbeet - und wird dort künftig von den Ackermanns als den offiziellen Baumpaten weiterhin liebevoll versorgt. Das offizielle Baumpaten-Zertifikat sowie ein Pflanzgutschein werden dem Ehepaar von der Stadt noch überreicht.

"Wir sind sehr froh, dass der Baum nicht geklaut wurde und haben nun unseren Glauben an die Menschheit wieder zurück", sagt Joachim Ackermann. Und seine Großmutter würde vielleicht sagen: "Recht Gut gedeihet am rechten Ort noch besser."

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