Läden im Nürnberger Zentrum leiden unter Baustellen

30.10.2017, 05:33 Uhr
Läden im Nürnberger Zentrum leiden unter Baustellen

© Eduard Weigert

Die Bagger rollen, zwei Betonmischfahrzeuge gehen in Position. Immer wieder bleiben Fußgänger stehen, um die Bauarbeiten am Augustinerhof zu verfolgen. Kaum sind sie dem Lärm entkommen, hören sie schon Krach von der anderen Seite. Ein Bauarbeiter an der Oberen Karlsbrücke zersägt gerade Pflastersteine. Immerhin ist daneben noch genügend Platz, um zur Kaiserstraße zu laufen.

Anfang Oktober war der Durchgang nicht nur für Autos, sondern auch für Fußgänger gesperrt. "Wenn eine Woche dicht ist, dauert es vier Wochen, bis die Leute merken, dass wieder offen ist", ärgert sich Christine Munker. Die Inhaberin des Ladens Blumen & Art leidet wie alle 22 Geschäfte am Trödelmarkt unter den Folgen der Baustellen.

Erst vor einem Jahr ist sie mit ihrem Geschäft aus der Kaiserstraße hierher gezogen. Der Umsatz sei seit dem Sommer deutlich zurückgegangen: "Ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm wird." Jetzt hofft sie auf das Weihnachtsgeschäft, "sonst ist Schluss mit lustig". Wenn sich die Lage nicht entspannt, muss sie einen neuen Standort suchen oder im schlimmsten Fall ganz aufgeben.

"Es sind sehr harte Tage dabei"

Etwas besser sieht es beim Raumausstatter Renner aus. "Wir sind zum Glück nicht so sehr von der Laufkundschaft abhängig", sagt Innenarchitektin Ulla Dürr, "aber es sind schon sehr harte Tage dabei." Gerade im Sommer hätte man wegen des Baulärms kaum telefonieren können. "Und dann dieser Dreck. Der geht ja bis zum Hallertor", klagt Dürr.

"Der Dreck ist fürchterlich", schimpft auch Freyja Riemke vom Reisebüro Globetrotter. Er sammle sich vor allem an den Baustellenausfahrten, auch wenn inzwischen Fahrzeuge zum Saubermachen anrücken. Als Geschäftsführerin und Anwohnerin trifft Riemke der Lärm doppelt: "Es geht früh um 7 los und hört meist nicht vor 19.30 Uhr auf." Von der Stadt fühlt sie sich im Stich gelassen. Die hatte lediglich Umleitungsschilder aufgestellt, als die Obere Karlsbrücke erneut komplett gesperrt wurde. Also wurden die Ladeninhaber selbst aktiv und warben mit Plakaten für ihre Geschäfte. Der Erfolg lässt jedoch auf sich warten. "Es sind viel weniger Leute am Platz", stellt Riemke fest.

Ende November sollen die Bauarbeiten an der Oberen Karlsbrücke abgeschlossen sein, verspricht Sör-Pressesprecher André Winkel. Die Brücke sei für eine Last von 16 Tonnen ausgerichtet und soll 70 Jahre halten. Die beiden Obelisken samt Kriegsadler auf der einen und Friedenstaube auf der anderen Seite werden künftig angeleuchtet, erklärt Winkel.

Bauarbeiten dauern noch bis 2020 an

Für die Geschäftsleute nur ein schwacher Trost. Denn während die Bauarbeiten am Augustinerhof bis 2020 dauern sollen, wird ab Januar 2018 auch noch die Neuapostolische Kirche abgerissen und neu aufgebaut. Die Parkplatzsituation bleibt derweil angespannt. "Viele Großeltern fahren heute SUV, mit denen sie sich aber nicht in enge Parkhäuser fahren trauen", sagt Ursula Motsch von der Spielekiste. Wer ein Schaukelpferd kaufen möchte, schleppe es aber wohl kaum zu Fuß nach Hause – und schon gar nicht über Umwege.

Auch Alejandro Franco weiß nicht, wie es weitergehen soll: "Es ist verheerend", sagt der Inhaber der Galerie Arauco, die neben Kunst auch Schmuck und Wein anbietet. Franco versucht seine Kunden mit zusätzlichen Weinseminaren und Vernissagen zu binden. Der "Wahnsinnslärm" mache nicht nur Besuchern zu schaffen. Eine Angestellte habe es im Sommer nur noch im Keller ausgehalten, die Tür musste dauerhaft geschlossen bleiben. Auch beim Juwelier Röder bleiben die Fenster zu, wenn Kunden im Raum sind. Den Mitarbeitern bleibt nichts übrig, als die Nerven zu bewahren und abzuwarten.

"Stadt bedeutet immer auch permanente Veränderung. Sie ist nie fertig", bittet Winkel um Verständnis. Gleichzeitig steigere das auch ihre Attraktivität. "Das Neue Museum", ist sich Winkel sicher, "wird ein Publikumsmagnet" — von dem auch die umliegenden Geschäfte profitieren werden.

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