"Lager- statt Möbelhaus": Kritik an Ikea-Plänen in Nürnberg

12.4.2018, 12:32 Uhr
Ikea will in Nürnberg ein Lager- statt eines Möbelhauses errichten - die Kritik aus der Politik ist heftig.

© Edgar Pfrogner Ikea will in Nürnberg ein Lager- statt eines Möbelhauses errichten - die Kritik aus der Politik ist heftig.

In dieselbe Kerbe wie Brehm, der bei den Genossen auch als Vizefraktionschef fungiert, schlug Marcus König. Es sei immer klar gewesen, dass die Stadt an dieser Stelle kein Logistikzentrum wolle. "Wir freuen uns auf Ikea, aber mit Einzelhandel", sagte der Vorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion, der seinen Standpunkt mit einem plastischen Beispiel deutlich machte. "Wir wollen dort ein Haus, wo man einkaufen kann, es soll möglich sein, eine Lampe zu kaufen und ein Regal abzuholen." Brehm verwies zudem auf die erheblichen Verkehrsprobleme, die die Ikea-Pläne mit sich bringen könnten.

Nun brachte Ikea selbst ins Spiel, ein Verkaufsgeschäft mit einem Online-Versandzentrum zu kombinieren. Doch hier wittert König die Gefahr, dass es einen "schleichenden Übergang" hin zu einem reinen Logistikzentrum geben könnte. Er wollte von der Stadtverwaltung wissen, welche rechtlichen Möglichkeiten es für die Stadt gebe, die Pläne des Unternehmens zu durchkreuzen.

Hier hatte der parteilose Baureferent Daniel Ulrich gute Nachrichten für die Räte. Zwar sei der Bebauungsplan rechtskräftig, aber in dem Papier sei auch festgelegt, dass an diesem Standort ein Möbel- und Einrichtungshaus entstehen soll. Wenn Ikea nun ein anderes Nutzungskonzept verfolge, "beginnt alles wieder von vorne".

Von Ikea kalt erwischt

Ulrich und sein Referentenkollege Michael Fraas (CSU) räumten ein, dass sie von diesem Kurswechsel der Möbelfirma kalt erwischt worden seien – zumal sich Ikea bis dahin als "zwar harter, aber stets fairer" Verhandlungspartner gezeigt habe. "Wir lecken unsere Wunden", sagte Ulrich.

"Wir hatten mit Ikea immer sehr gute Gespräche, insofern hätten wir uns da mehr Sensibilität erwartet", führte auch Fraas aus, der doch eine deutliche Stilkritik übte. Die Stadt habe lediglich zwei Tage vor der Öffentlichkeit die Pressemitteilung zugeschickt bekommen, in der Ikea den Kurswechsel verkündete – bisher habe es keine Gespräche gegeben. Fraas sagte, dass man nun auf Verhandlungen mit den Entscheidern des Unternehmens dränge.

Der Wirtschaftsreferent erläuterte die Philosophie von Ikea, die grüne Wiese hinter sich zu lassen und stärker in die Zentren zu gehen und andererseits den Online-Handel zu stärken. Deswegen seien manche Standorte ganz gekippt worden, an Nürnberg will Ikea festhalten.

Das freut den Wirtschaftsreferenten einerseits, auf der anderen Seite formuliert er aber klare Bedingungen: "Wir wollen ein Möbelhaus." Der stationäre Verkauf, nicht der Versandhandel müsste im Zentrum stehen. Fraas und Ulrich versprachen den Räten, über den Fortgang der Verhandlungen kontinuierlich zu berichten.

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