Landtagswahl: Für Kerstin Gardill ist der Verkehr ein großes Thema

9.10.2018, 18:36 Uhr
Landtagswahl: Für Kerstin Gardill ist der Verkehr ein großes Thema

© Foto: Peter Roggenthin

Frau Gardill, warum wollen Sie Politikerin werden?

Kerstin Gardill: Mein Elternhaus hat mich politisiert. Meine Eltern waren zwar politisch nie aktiv, aber bei uns wurden immer Nachrichten geschaut, es gab immer eine Zeitung, es wurde immer diskutiert. Die Entscheidung, selbst in die Politik zu gehen, rührt daher, dass ich seit sechs Jahren alleinerziehend bin. Ich habe am eigenen Leib ganz deutlich und knallhart erfahren, wie schnell man in diesem reichen Land in eine wirklich existenzbedrohende Situation kommen kann. Weil die Rahmenbedingungen nicht stimmen, weil es nicht ausreichend Kinderbetreuung gibt und Wohnen wahnsinnig viel Geld kostet. Das kann nicht sein, das möchte ich ändern.

Das andere ist: Demokratie fällt nicht einfach vom Himmel, man muss jeden Tag hart dafür arbeiten. Mir ist es wahnsinnig wichtig, dass wir und unsere Kinder weiterhin in einem demokratischen Land und in Freiheit leben können. Daran möchte ich mitarbeiten, weil das nicht selbstverständlich ist.

An welcher Stelle brennt es in Ihrem Stimmkreis am meisten?

Gardill: Der Verkehr ist das große Thema, wie fast überall in großen Ballungsräumen. Es passiert mir, dass ich vom Nürnberger Hauptbahnhof bis nach Schwaig eine Stunde brauche. Die Autos stehen und verpesten die Luft. Wir müssen den öffentlichen Nahverkehr noch attraktiver gestalten und preisgünstiger machen. Das geht nur, wenn wir vom Freistaat genügend Zuschüsse bekommen. Was Ministerpräsident Markus Söder hier in Aussicht gestellt hat, ist mir zu schwammig.

Gardills persönliche Botschaft an die Wähler auf einem gelben Post-it.

Gardills persönliche Botschaft an die Wähler auf einem gelben Post-it.

Was würden Sie ändern, wenn Sie bayerische Ministerpräsidentin wären?

Gardill: Das Thema bezahlbarer Wohnraum treibt uns alle massiv um. Ich würde einen Antrag stellen für einen Mieten-Stopp, weil die Mieten innerhalb kürzester Zeit so massiv explodiert sind, dass sich die Menschen das nicht mehr leisten können und Angst bekommen. Man könnte zum Beispiel für fünf Jahre eine Grenze einziehen, um den Markt wieder zu beruhigen. Wohnraum ist zum reinen Spekulationsobjekt geworden.

Außerdem würde ich als zweifache Mama von Grundschulkindern und stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende der Grundschule meiner Kinder dieses unsägliche Grundschulabitur abschaffen. In vielen anderen Bundesländern gibt es Orientierungsstufen, so dass die Kinder bis zur sechsten Klasse gemeinsam lernen können. Aber in Bayern stehen alle unter Druck: Kinder, Eltern, Lehrer – das wäre nicht nötig. Und ich würde mich dafür einsetzen, dass die Kinderbetreuung endlich kostenfrei wird, damit alle die gleiche Chancen haben.

Ihr Rezept gegen den Wahlkampf-Stress?

Gardill: Ich gehe wahnsinnig gerne joggen. Manchmal gelingt es mir morgens, wenn die Kinder in der Schule sind, eine Stunde durch den Wald zu laufen. Das entspannt mich. Da trabe ich dann so ganz locker vor mich hin. Wenn ich die Kinder abends sehe und sie mir erzählen, was sie den ganzen Tag über gemacht haben, dann entspannt mich das auch. Da ist man dann wieder in der realen Welt (lacht).

Was hat Sie zuletzt in der Landespolitik am meisten geärgert?

Gardill: Der Kreuzerlass. Man kann ein religiöses Symbol auf keinen Fall für politische Zwecke verwenden und erst recht nicht im Zuge eines Wahlkampfs. Ich habe auch nicht verstanden, was die Staatsregierung damit sagen will.

Außerdem hat mich geärgert, dass kurz vor Ende der Legislaturperiode der SPD-Antrag auf ein Tariftreue- und Vergabegesetz abgelehnt wurde. Sachsen führt das jetzt auch ein, dass Aufträge, die von öffentlicher Hand vergeben werden, wirklich unter eine Tarifbindung fallen. Bayern ist das einzige Bundesland ohne ein solches Gesetz. Da stelle ich immer die Frage: Warum?

 

 

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