Landtagswahl in Bayern: Ergebnisse im Stimmkreis Nürnberger Land

14.10.2018, 22:30 Uhr
Verteidigte sein Direktmandat im Stimmkreis Nürnberger Land: CSU-Kandidat Norbert Dünkel.

© Roland Fengler Verteidigte sein Direktmandat im Stimmkreis Nürnberger Land: CSU-Kandidat Norbert Dünkel.

Im Stimmkreis Nürnberger Land ging das Direktmandat erneut an Norbert Dünkel von der CSU, der 37,19 Prozent der Erststimmen einfuhr. Dahinter holte Gabriele Drechsler von den Grünen 16 Prozent vor Andrea Lipka von der SPD, die 14,01 Prozent aller Stimmen erhielt. Eine Übersicht über die Erststimmen für den Stimmkreis Nürnberger Land finden Sie hier.


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Im Stimmkreis Nürnberger Land gingen 41,94 Prozent der Zweitstimmen an die CSU - ein Verlust von knapp vier Prozent verglichen mit der Landtagswahl 2013. Die Grünen erhielten 16,35 Prozent, die SPD nur 11,19 Prozent - womit sie dennoch deutlich über dem Bayerndurchschnitt lag. Eine Übersicht aller Zweitstimmen aus dem Stimmkreis Roth finden Sie hier.

Wie hoch war die Wahlbeteiligung im Stimmkreis?

Die Wahlbeteiligung der 108.651 Wahlberechtigten im Stimmkreis lag bei 76,15 Prozent. Das waren fast acht Prozent mehr als bei der vergangenen Landtagswahl.


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Stimmen aus dem Wahlkreis:

"Natürlich freue ich mich sehr, das Nürnberger Land auch in den nächsten fünf Jahren im bayerischen Landtag vertreten zu dürfen", sagt ein zwar trauriger, aber längst nicht schockierter Norbert Dünkel, als er bei der CSU-Wahlparty im Wollnersaal in Heuchling erscheint. Dort will er weiter seine Schwerpunktthemen - Polizei, Feuerwehr und Inklusion - bearbeiten.

Am Wahlabend hofft er, dass sein Ergebnis weniger einknickt, als das der CSU insgesamt. Dieses begeistere ihn zwar nicht, die Regierung sei aber gesichert und das sei wichtig. Das schlechte Abschneiden der Union, und hier ist sich Dünkel mit großen wie kleinen CSU-Vertretern einig, führt er mehr auf "ein kritisches Allgemeinempfinden" als auf verfehlte bayerische Politik zurück. "75 Prozent bestätigen uns ja grundsätzlich gute Arbeit, und das Gleiche sagte man uns an den Wahlständen." Hier hätten sich einfach Themen, die nichts mit Bayern, sondern viel mehr mit Berlin oder Brüssel zu tun hätten, auf die Regierungspartei ausgewirkt.

Dünkels Wunsch wäre nun eine Koalition nur mit den Freien Wählern, hier sieht er noch die meisten Schnittstellen. Eine Koalition mit den Grünen will er trotz deren sehr guten Abschneidens nicht. "Da wurde viel zu sehr polarisiert, die Grünen haben einfach zu wichtigen Themen viel zu extreme Positionen". Sehr freuen würde es ihn, wenn die AfD im Nürnberger Land unter zehn Prozent bleiben würde. "Das wäre ein gutes Zeichen."

Jubelstimmung bei den Grünen im Landkreis: Schon die Hochrechnungen lösen kurz nach 18 Uhr Begeisterung aus. Fast doppelt so viel Prozentpunkte wie 2013 lassen in den Räumen des Feuchter Unternehmens von Direktkandidatin Gabriele Drechsler eine Wahlparty mit zahlreichen Parteikollegen, darunter auch die Direktkandidatin für den Bezirkstag, Christa Heckel, steigen.

Sie fühle sich einfach nur "super", bekannte Drechsler und musste sich immer wieder die Freudentränen aus den Augen wischen. Das "historisch beste Ergebnis" führt sie darauf zurück, dass es den Grünen gelungen sei, ihre Standpunkte klar zu vertreten und die ökologischen Fragen und Antworten der Bevölkerung plausibel zu vermitteln. Persönlich habe sie wohl mit den Themen Flächenverbrauch und Schutz des Wassers zum Erfolg ihrer Partei beigetragen. Sie schätzt, dass die Grünen gerade bei den jungen Menschen wieder hoch im Kurs stehen. 

Der Direktkandidatin der Freien Wähler, Angelika Feisthammel, ist schon nach den ersten Hochrechnungen nach Feiern zumute. "Kann ich einen Aperol Spritz haben?", ist ihr erster Satz, strahlend an Wirtin Anita Eberhard gerichtet, als sie mit ihrem Rollstuhl in den Saal der Gastwirtschaft Grüner Baum in Kühnhofen rollt, wo sich die Freien Wähler Sonntagabend trafen. "10 plus" sei das erklärte Ziel gewesen, und deutlich über elf sei da schon ein Grund zur Freude. Nach Stand gestern Abend würde dieses Ergebnis für eine Regierungskoalition mit der CSU reichen - eine naheliegende Option für Feisthammel.

Sie geht von vielen Gründen aus, warum die CSU so schlecht und die Freien Wähler etwas besser als vor fünf Jahren abschneiden: "Das sind hausgemachte Sachen bei der CSU, die Querelen und öffentlichen Schuldzuweisungen", meint die Burgthannerin. Dagegen hätten die Freien Wähler Sachargumente gesetzt und wichtige Themen der bürgerlichen Mitte besetzt, eben nicht das Flüchtlingsthema, sondern zum Beispiel die medizinische Versorgung, die Kinderbetreuung und die dezentrale Energieversorgung betont. Ob es Angelika Feisthammel in den Landtag schafft, ist am Abend fraglich. Platz fünf auf der Mittelfrankenliste war nicht die beste Ausgangsposition.

"Ein starkes Ergebnis", kommentiert Ralph Müller die ersten Prognosen. Da liegt die AfD bei 11,5 Prozent, die Partei hätte damit 24 Sitze im Landtag - und Müller wäre bei seiner Platzierung (Nummer zwei auf der Mittelfrankenliste) sicher im Maximilianeum. Eine klare konservative Stimme, das sei es, was Bayern brauche. "Und das sind wir, nicht die CSU", sagt der Kandidat der AfD und prophezeit den Christsozialen einen weiteren Niedergang. Der CSU drohe das Schicksal der italienischen Democracia Christiana.

Müller will sich im Landtag stark machen für Arbeitsplätze im Freistaat und für die Stärkung des Wirtschaftsstandorts Bayern. Den Länderfinanzausgleich will er abschaffen. Der sei verfassungswidrig. Bayern solle nicht für "Pleite-Länder" wie zum Beispiel Berlin zur Kasse gebeten werden. Raimund Swoboda, Nummer eins auf der Mittelfrankenliste der AfD und Bezirksvorsitzender, sagt bei der Wahlparty der Partei in Röthenbach/St. Wolfgang: Die Konkurrenten hätten die AfD nicht fair behandelt. "Man hat uns in die populistische und rechtsextreme Ecke gestellt." Dabei sei die CSU für die AfD nicht der Feind gewesen.

 

"Desaströs" sei das Ergebnis, kommentiert Andrea Lipka, die Direktkandidatin der SPD im Nürnberger Land. Dann lässt sie, gerade als der BR Markus Söders Ansprache überträgt, den Fernsehton abdrehen und wendet sich an die Genossen: "Wir müssen jetzt über alles neu nachdenken, auch über die Große Koalition", sagt sie.

Das passt zur Wahlanalyse, die auch die Vorsitzende der SPD im Landkreis, Martina Baumann, vornimmt: Vor allem Bundesthemen hätten den Wahlkampf geprägt, "als einzelner Kandidat kann man nicht viel gegen den Trend ausrichten". Die beiden Frauen sind sich in einem Punkt einig: "Seehofer hat uns vorgeführt."

Baumann, an alle Anwesenden gewandt: "Wir im Nürnberger Land tragen an diesem Ergebnis keine Schuld, wir haben einen tollen Wahlkampf geführt." Sie habe in den vergangenen zwei Monaten über 100 Termine absolviert, sagt Lipka. Ihr sei bewusst gewesen, dass sie das Direktmandat nicht holen werde, aber zu Beginn des Wahlkampfs habe sie ihre Chancen, über die Zweitstimmen in den Landtag einzuziehen, noch auf "60 zu 40 Prozent" geschätzt. Inzwischen habe sich das verschoben, "eher Richtung 10 zu 90".

Die FDP lag in den Hochrechnungen lange bei fünf Prozent. Sollte es am Ende dabei geblieben sein, betrachtet das Direktkandidat Luca Scharf für eine gute Basis, darauf aufzubauen. Gespräche über eine Regierungskoalition sollten geführt werden, man müsse immer mit allen sprechen. "Wir haben aber auch die Möglichkeit, eine gute Oppositionsarbeit zu leisten." Verglichen mit dem, was die CSU in den vergangenen Wochen geboten habe, könne die FDP eine konstruktive und anständige Arbeit dagegensetzen.

"Das ist natürlich nicht das Ergebnis, was wir uns erträumt haben", sagt René Wiedemann, Direktkandidat der Linken. "Ich bin aber von vornherein nie so euphorisch gewesen, als es hieß, die Linke hätte eine Chance auf fünf Prozent." Trotzdem klingt er positiv gestimmt: Bayernweit habe seine Partei ihre Stimmen immerhin verdoppelt. Er vermutet, dass viele Wähler für eine Aktion "gegen Rechts" lieber die Grünen gewählt haben, aus Angst, ihre Stimme ginge bei den Linken an der fünf Prozent Hürde verloren.

 

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