Landtagswahl in Bayern: Erste Analysen aus Nürnberg

15.10.2018, 10:25 Uhr
Die Nürnberger Grünen hatten in der Zwinger-Bar allen Grund zu feiern.

© Michael Matejka Die Nürnberger Grünen hatten in der Zwinger-Bar allen Grund zu feiern.

Die CSU muss – wenn auch weit nicht so schlimm wie die SPD – eine historische Niederlage einstecken. Dennoch behauptet sie sich als stärkste Kraft in Nürnberg und erobert die Direktmandate in allen vier Stimmkreisen, im Norden allerdings nur mit einem hauchdünnen Vorsprung. Nach einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen setzte sich Barbara Regitz mit 27,8 Prozent gegenüber dem Grünen Markus Ganserer durch. Er landete, wie seine Parteifreunde in den anderen Stimmkreisen, auf dem zweiten Platz. Für Nürnberg-Ost zieht Markus Söder mit  38,1 Prozent in den Landtag ein, er kann in sieben Bezirken das Erststimmenergebnis seines Vorgängers Imhof übertreffen. In allen zu seinem Stimmkreis gehörenden Bezirken gewinnt er mehr Erststimmen als die CSU Zweitstimmen. Karl Freller in Nürnberg-Süd erreicht 37,6 Prozent und Jochen Kohler in Nürnberg-West 33,2 Prozent.


Live-Ticker: Der Tag nach der Landtagswahl in Bayern


Die CSU konnte ihre Stimmenzahl gegenüber der Landtagswahl 2013 halten und verlor Stimmenanteile nur wegen der starken Zunahme der Wahlbeteiligung. Die Wahlbeteiligung stieg zum dritten Mal in Folge bei einer Landtagswahl, und zwar von 58,3 Prozent bei der Landtagswahl 2013 auf jetzt 67,5 Prozent. Die höchste Beteiligung ist mit 72,7 Prozent im Osten zu verzeichnen, gefolgt vom Norden mit 71,3 Prozent und dem Süden mit 68,3 Prozent. Der Westen bildet mit 60 Prozent das Schlusslicht. Stadtweit hatte jede und jeder dritte Wähler/in seine/ihre Stimme per Brief abgegeben, mit 36,3 Prozent war der Anteil im Osten am höchsten.


Landtagswahl: So hat Nürnberg gewählt


Die Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen für den Stimmkreis 501: Nürnberg-Nord.

Die Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen für den Stimmkreis 502: Nürnberg-Ost.

Die Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen für den Stimmkreis 503: Nürnberg-Süd.

Die Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen für den Stimmkreis 504: Nürnberg-West.

Erstaunlicherweise sind in Nürnberg-Nord, Nürnberg-Süd und Nürnberg-West die Zweitstimmen-Ergebnisse für die CSU besser als die Anteile bei den Erststimmen, nur in Nürnberg-Ost hat Markus Söder deutlich mehr Erst- als seine Partei Zweitstimmen. Bei den Grünen liegen Erst- und Zweitstimmenergebnisse dagegen relativ nah beieinander.

Interessanterweise erreicht die CSU ihr bestes Ergebnis im Nürnberger Süden mit 39,3 Prozent, im Norden sinkt sie dagegen unter die 30-Prozent-Marke. Die SPD muss fast überall eine glatte Halbierung ihrer Stimmen hinnehmen, nur im Westen liegt sie einen Hauch besser. So wenig Wählerinnen und Wähler hat die SPD außer bei der Europawahl 2004 noch nie erreicht. Nur in den Bezirken Gartenstadt und Rangierbahnhof-Siedlung kommt die SPD noch auf über 20 % der Stimmen. In Nürnberg wenigstens noch drittstärkste Kraft zu bleiben, kann sie gewiss nicht trösten.

Große Zugewinne für die Grünen

Die Grünen können ihre Stimmenzahl gegenüber 2013 mehr als verdoppeln und sind als zweitstärkste Kraft Gewinner bei dieser Landtagswahl. Die AfD fällt hinter ihr Bundestagswahlergebnis von 2017 zurück, ist mit 9,7 Prozent aber viertstärkste Kraft. Die Linke, die FDP und die Freien Wähler verbessern ihre Ergebnisse in der Stadt gegenüber 2013, in allen vier Stimmkreisen liegt die Linke vor der FDP. Dabei profitiert sie erwartungsgemäß am stärksten von den Verlusten der SPD in den sozial angespannten Quartieren und erreicht dort mit 12,2 Prozent ihr bestes Ergebnis. Die AfD punktet bei ihrem Landtagswahldebüt vor allem in den sogenannten gemäßigten Quartieren (13,6 Prozent), aber auch in den sozial angespannten Quartieren (11,2 Prozent) und den etablierten Familienquartieren (9,9 Prozent).


Trotz aller Verluste bleiben für die CSU die etablierten Familienquartiere (39,7 Prozente) sowie die neuen Wohnquartiere/Insellagen (39,1 Prozent) ihre stärksten sozialen Stimmbezirkstypen. Für die SPD war die Landtagswahl sowohl im Gesamtergebnis für Nürnberg (14,6 Prozent) wie auch in den sozialen Stimmbezirkstypen ein Desaster. Verluste von etwa 12 bis 18 Prozentpunkten über alle sozialen Lagetypen hinweg markieren das Abrutschen der SPD in Nürnberg auf den dritten Platz sehr deutlich.  Die differenzierte Wahlentscheidung nach Altersgruppen und Geschlecht gibt einen spannenden Einblick in die Wählerstruktur der Partei in der Landtagswahl 2018. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind längst nicht so groß, wie die Unterschiede die sich zwischen den Altersgruppen zeigen. Dabei zeigt sich vor allem, dass die sogenannten Volksparteien vor allem die jungen Wählerinnen und Wähler nicht von sich überzeugen konnten.

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