Langjährige Mieter kritisieren wbg: Sanierung verschlafen?

2.4.2017, 07:56 Uhr
Langjährige Mieter kritisieren wbg: Sanierung verschlafen?

© Fotos: Manuela Prill

"Es geht uns vor allem um die Außenwirkung. Die Fassade ist in einem sehr schlechten Zustand, sie wurde seit der Erbauung 1969 nicht erneuert", sagt Gerhard Pirner, Mieter der ersten Stunde. Die Außenhülle des achtstöckigen Wohnkomplexes mit rund 50 Wohneinheiten ist mit Platten verkleidet, die mittlerweile sehr verwittert und verschmutzt seien. Zudem habe ein bekannter Fachmann in den Platten Asbest festgestellt.

Noch ein großes Problem sind die alten Holzfenster, berichtet Jarmila Wolf, die seit 1979 in der Neusalzer Straße 9 wohnt. "Die Fenster sind undicht, es regnet rein und die Dämmung ist schlecht", schildert sie die Situation und zeigt Fotos der feuchten Fensterrahmen, die sie bereits 2011 an die wbg geschickt hat, mit der Bitte um Erneuerung. Bislang ohne Erfolg.

"Jetzt hat man uns mitgeteilt, dass die Fenster neu gestrichen werden sollen, aber das behebt ja die Probleme nicht", ärgert sich Wolf. Ein dritter Punkt, der die Mieter verärgert, ist der äußere Eingangsbereich. "Die Bodenplatten sind marode und uneben, eine ältere Dame ist hier bereits gestürzt und hat sich den Arm gebrochen", berichtet Gerhard Pirner.

Unterschriften gesammelt

"Eigentlich wäre eine grundsätzliche Sanierung des ganzen Hauses dringend notwendig", ist die Meinung seiner Nachbarin Hildegard Dickinger. Auch sie hat mehrfach an die wbg geschrieben und im Haus Unterschriften gesammelt. Einige Reparaturen und Erneuerungen wurden auch gemacht, etwa die Aufzuganlage und im Zuge dessen Teile des Treppenhauses.

Den Mieterinnen Hildegard Dickinger (links) und Jarmila Wolf ist die Fassade nicht der einzige Dorn im Auge. Auch im Inneren des Wohnhauses beklagen sie einen großen Renovierungsstau.

Den Mieterinnen Hildegard Dickinger (links) und Jarmila Wolf ist die Fassade nicht der einzige Dorn im Auge. Auch im Inneren des Wohnhauses beklagen sie einen großen Renovierungsstau.

Das reicht den Mietern aber nicht. Sie befürchten, dass das Haus mehr und mehr abgewirtschaftet wird und das Wohnniveau dadurch sinkt. Die Mieterstruktur habe sich bereits verändert. "Es ist schade, dass die wbg nicht im Fokus hat, dass sich die Menschen hier wohlfühlen wollen", meint Gerhard Pirner.

Dieter Barth, Pressesprecher der wbg, will die Vorwürfe der Mieter, man kümmere sich nicht, so nicht stehen lassen. Man habe deren Forderungen genau geprüft. "Die Fassade wurde von uns begutachtet und im Vergleich zum Gesamtbestand haben wir festgestellt, dass noch kein Austausch notwendig ist", so Barth.

Was das Asbest betreffe, sei es "nur dann gefährlich, wenn es ausflockt". Auch den Eingangsbereich habe man in Augenschein genommen. Barth: "Aus unserer Sicht ist die Zuwegung in Ordnung." In beiden Fällen sei eine Renovierung in nächster Zeit nicht angedacht. Die Fenster aber sollen nach und nach instand gesetzt werden. "Nicht nur gestrichen", betont Barth.

Im Gesamtbestand der städtischen Wohnungsbaugesellschaft sind rund 18.000 Wohneinheiten. Für deren laufende Instandhaltung wurden im vergangenen Jahr 32,8 Millionen Euro ausgegeben.

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