Leben am Frankenschnellweg: Frust unter Anwohnern steigt

22.2.2019, 05:55 Uhr
Leben am Frankenschnellweg: Frust unter Anwohnern steigt

© Michael Matejka

Es ist jetzt mehr als elf Jahre her, da haben wir die Schwarzers zum ersten Mal besucht. Wir wollten wissen, wie es sich mit dem Lärm lebt. Das Ehepaar – die Kinder sind schon lange
aus dem Haus – wohnt in einem liebevoll eingerichteten Reihenhaus an
der Burgfarrnbacher Straße in Leyh. Direkt vor der Haustür, hinter einer Mauer aus Betonröhren, liegt der Frankenschnellweg. Die Schwarzers wussten, dass sie an einer großen Straße wohnen werden, als sie 1970 einzogen. Aber wie stark sich der Verkehr entwickeln würde, konnte niemand absehen. 15 Meter ist die Fahrbahn vom Haus entfernt. Mit dem Ausbau des Frankenschnellwegs, so die Hoffnung der beiden, werde auch eine richtige Lärmschutzwand kommen.

Leben am Frankenschnellweg: Frust unter Anwohnern steigt

© F.: Giulia Iannicelli

Dietrich Schwarzer ist kein Querulant. Er beschwert sich nicht. Aber er klingt resigniert, nun nachdem all die Jahre nichts passiert ist. "Mit einer elf Meter hohen Wand hätte ich gut leben können", sagt er. Aber er wolle seine Zeit nicht mehr mit dem Thema verschwenden. "Ich bin jetzt 80 Jahre alt. Vielleicht kommt der Ausbau, wenn ich schon beerdigt bin." Baulärm wünsche er sich jetzt, in seinen letzten Lebensjahren, auch nicht mehr.


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In Leyh, auf der westlichen Seite des Frankenschnellwegs, reiht sich Häuschen an Häuschen. Viele Menschen wohnen seit Jahrzehnten hier, manche sind neu dazugezogen. Frische Farbe an den Fassaden, Trampoline in winterkahlen Gärten zeugen vom Generationenwechsel, der hier allmählich einsetzt. Kaum jemand ist an diesem Vormittag auf der Straße anzutreffen. Der Berufsverkehr ist längst an seinem Bestimmungsort angekommen, trotzdem liegt über der Siedlung ein Dauerrauschen.

Es ist niemals still hier, das kann Ernst Masche bezeugen, der seit 40 Jahren an der Herzogenauracher Straße wohnt – ebenfalls ganz nah am Frankenschnellweg. 72 Jahre ist er alt
und gar nicht lärmempfindlich, wie er sagt. "Ich habe früher in der Nähe des Flughafens gelebt." Trotzdem ärgert er sich, dass der kreuzungsfreie Ausbau des Frankenschnellwegs nicht in die Gänge kommt. "Wir wünschen uns, dass es endlich losgeht", sagt er. "Es ist doch ein Krampf, was hier passiert." Vor allem die Luftbelastung durch Emissionen sieht er kritisch, wenn ständig Stau herrscht. "Und für die Verkehrsteilnehmer ist das eine Zumutung."

Kritik übt Masche auch am Verhalten eines Mannes, der ebenfalls ein Haus an der Herzogenauracher Straße besitzt. Harald Wilde ist wie der Bund Naturschutz (BN) gegen den Ausbau des Frankenschnellwegs vor Gericht gezogen.

"Diese Einstellung schädigt den Staat. Es ärgert mich, dass durch die ganze Verzögerung so viel Steuergeld verschwendet wird." Sein Nachbar sei im vergangenen Jahr gestorben, erzählt Masche. "Wir haben schon immer unsere Witze gemacht, dass wir den Ausbau nicht mehr erleben werden."

Ein paar Hundert Meter weiter kehrt eine Frau den Gehweg vor ihrem Haus, das nicht in der ersten Reihe am Frankenschnellweg liegt. Sie mag sich zum Thema eigentlich gar nicht äußern. Es interessiere sie nicht besonders, sagt sie. "Ich habe kein Auto." Mit dem Lärm könne sie leben. "Wir haben schalldichte Fenster."

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