Leben für den Rummel: Nürnbergs ältester Schausteller

17.4.2017, 14:48 Uhr
Rudi Bausch arbeitet beim Fahrgeschäft "Top Spin" kräftig mit. Doch selbst mitfahren darf der 76-Jährige nicht mehr - der Arzt hat es ihm verboten.

© Stefan Hippel Rudi Bausch arbeitet beim Fahrgeschäft "Top Spin" kräftig mit. Doch selbst mitfahren darf der 76-Jährige nicht mehr - der Arzt hat es ihm verboten.

Das "Top Spin" legt los. Junge Leute lassen sich durch die Luft wirbeln, aus den Boxen dröhnen die neuesten Hits – an der Kasse sitzt ein Mann, der in seiner Jugend noch ganz andere Hits gehört hat: Rudi Bausch. Der Rummel ist seine Heimat. Gleich nach der Schule hat er im Familienbetrieb angefangen.

Bei einer Schaustellerfamilie, die schon früher mit den wildesten Fahrgeschäften unterwegs war, schon beim Nürnberger Volksfest dabei war, als es noch an der Fürther Straße gefeiert wurde. Seit 26 Jahren ist die Familie nun schon mit dem "Top Spin" unterwegs – einer riesigen Hollywood-Schaukel, die die Fahrgäste ordentlich durchschaukelt und mit der ein oder anderen Wasserfontäne erwischt.

Beruf immer technischer

Die Musik für den wilden Ritt sucht mittlerweile Bauschs Sohn aus. Der ist auch für den Auf- und den Abbau zuständig und führt den Betrieb. Ausruhen kommt für Rudi Bausch dennoch nicht infrage. "Solange ich kann, arbeite ich gern", sagt er. Wenn das Volksfest läuft, sitzt er im Kassenhäuschen. In Rente will er nicht gehen. Warum auch? Für Schausteller ist es ungleich schwerer, sich ein angenehmes Rentnerleben aufzubauen.

Ein großer Freundes- und Bekanntenkreis, Vereinsleben - all das hat Rudi Bausch nicht. Wie auch, wenn man mit seinem Wohnwagen von Stadt zu Stadt zieht. Außerdem: "Bei uns gibt es jeden Tag Überraschungen", sagt Bausch. Reparaturarbeiten, die in der Form noch nicht angefallen sind, etwa. Es erfordert einiges an tüftlerischem Geschick - eine Herausforderung, die Bausch gern annimmt. Und: "Wir schauen uns auch immer nach der Konkurrenz um", sagt Bausch, "wir fragen uns immer, wie wir uns verbessern können."

Leben für den Rummel: Nürnbergs ältester Schausteller

© Ralf Rödel

Was aber hat sich in den rund 60 Jahren verändert, die Bausch nun schon auf dem Rummel lebt? "Der Beruf ist technischer geworden", sagt er. Umständlicher oder besser – wie man es eben nehmen will. Außerdem merke man, dass Volksfeste durch jede Menge andere Veranstaltungen Konkurrenz bekommen. Bausch hofft, dass Fahrgeschäfte auf Volksfesten bald wieder besser genutzt werden. Spätestens dann, wenn Bayern zum G 9 zurückkehrt und Schüler am Nachmittag wieder früher Zeit für Freizeitvergnügen haben.

Enkel nennen sie "Achterbahnoma"

Ob er selbst noch Freizeitvergnügen am Volksfestplatz genießt. "Ich bin schon genug bei Fahrgeschäften mitgefahren", sagt Bausch. Mittlerweile hat es ihm auch der Arzt verboten. Aber seine Frau, die fährt immer noch. "Für die Enkel ist sie die Achterbahnoma", sagt Bausch. Der 76-Jährige freut sich, dass wilde Fahrgeschäfte so gut ankommen. "Es ist schön zu sehen, wenn Kinder sehnlichst darauf warten, endlich zehn zu werden und bei uns mitfahren zu dürfen", sagt er. Als er selbst jung war, hatte er dafür kaum Zeit. "Ich hab ja am Fahrgeschäft gearbeitet", sagt er.

Ob Rudi Bausch vielleicht einen Tipp hat, wie einem in Fahrgeschäften möglichst nicht übel wird? "Jeder Mensch ist anders", sagt er. Viele reagieren jedoch vor allem bei Drehbewegungen empfindlich. "Unser ,Top Spin‘ dreht die Leute ja nicht", sagt er, "das verträgt man ganz gut". Ans Aufhören habe er zwischendurch übrigens nie gedacht. Und auch jetzt im Rentenalter, ist das für ihn keine Option.

"Wenn ich jetzt in meiner Wohnung in München sitzen würde, würde ich wahrscheinlich ins Auto steigen und zum Nürnberger Volksfest fahren", sagt er. Überhaupt sei es in Nürnberg besonders schön. "Das Publikum ist sehr freundlich und aufgeschlossen", lobt der 76-Jährige, der auch in den kommenden Jahren mit seinem liebevoll eingerichteten Wohnwagen von Rummel zu Rummel fahren will.

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