"Lebende Krippe": Wenn der Esel das Christkind beißt

17.12.2016, 05:59 Uhr

© Fotos: Michael Matejka

Die bretonischen Zwergschafe sind schreckhaft und versuchen auszubüxen, wenn man ihnen zu nahe kommt. Selbst zu Maria, Josef und dem Hirten hatten die kompakten Vierbeiner anfangs kein großes Zutrauen, wie auf einem Video zu sehen ist: Der Hirte des "Stalls von Bethlehem" versucht vergeblich, ein Schaf kurzzeitig zu halten - das drollige Tier springt in dem Minigehege am Eingang des Zoos ständig vor seinem Verfolger davon.

Man hat beim tierischen Einsatz für die "Lebende Krippe" schon etliche Protagonisten ausprobiert - und immer wieder ausgetauscht. "Aber die Ouessantschafe sind optimal: klein, knuffig und mit kurzen Beinen. Die Kinder lieben sie", meint Tiergarten-Pressesprecherin Nicola Mögel. Vom Esel sei man abgekommen, weil das eingezäunte Areal für diese Tiere zu klein sei und sie ständig professionelle Begleitung bräuchten.

"Lebende Krippe":Allerdings nicht nur deshalb. Vor zehn Jahren hatte ein Artgenosse das damalige Nürnberger Christkind Eva Sattler kräftig in die Hand gezwickt. Die heutige Betriebswirtin lacht, als sie sich an die Szene erinnert: "Ich hatte Trockenfutter auf der flachen Hand, dabei ist es passiert. Richtig schmerzhaft war es eigentlich nicht, der Fotograf hat damals genau den Schreckmoment erwischt", erzählt sie der Lokalredaktion. Ihre Mitschüler druckten das Zeitungsbild damals groß aus und witzelten: "Die Schule scheint weniger gefährlich zu sein."

Die Tiergartenmitarbeiter hatten zu jener Zeit ohnehin schon sehr zahme Esel ausgesucht. Denn weihnachtliche Harmonie herrschte keineswegs immer im Stall von Bethlehem: Der Ochse, der als Esel-Kompagnon drei Jahre lang Krippendienst schob, wurde mit der Zeit immer aggressiver. Er rannte den Schafen nach und stieß die menschlichen Darsteller in den Bauch. Tristes Ende für das Huftier: Es wurde geschlachtet.

Die "Heilige Familie" (mit Plastikpuppe) musste sich stoßfest zeigen. So landete Josef einmal nach einem Rempler von Hochlandrind "Meggi" in der Futterkrippe. Der mit etlichen Tannen imitierte Wald am Stall fiel der Langeweile und Fresslust von kurzzeitig eingesetzten Kälbern zum Opfer: Sie knabberten das Grün ab, zurück blieben ziemlich unansehnliche Stecken.

Auch die lebhaften Ponys wurden nach einer Probezeit von ihrem Einsatz suspendiert, weil sie ständig die gutmütigen Schafe über das Gelände jagten - damals war die "Lebende Krippe" noch auf einem größeren Areal beim Kinderzoo. "Nicht jedes Tier passt in unser Team", meinte die damalige Organisatorin. Besinnlichkeit und Einstimmung auf Weihnachten ist den Tieren schließlich egal.

Allerdings hat die "Lebende Krippe", die der Tiergarten bereits seit über einem Jahrzehnt seinen Besuchern präsentiert, durchaus Vorteile gegenüber statischen Krippen mit lebensgroßen Holz- oder Plastikfiguren. Im schwäbischen Immenstadt wurden vor einem Jahr Marias roter Damenfleecemantel und Josefs Herrenmantel nebst Trachtenhut geklaut. Die Schaufensterpuppen im Klostergarten erhielten aber rasch Ersatzkleider.

Als Blitzableiter von Aggressionen diente die große Krippe vor dem Kurhaus in Bad Wörishofen: Unbekannte beschädigten den Holzzaun sowie Pflanztröge und rissen Maria einen Arm ab. So viel zu: Weihnachten, dem Fest des Friedens.

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