Lebenslang für Berliner Raser: Mildere Strafen in Nürnberg

27.2.2017, 17:57 Uhr
Im Juni 2014 erfasste ein Autofahrer im Geschwindigkeitsrausch die 18-jährige Marie W., als sie beim Inlineskaten die Große Straße überqueren wollte. Sie wurde 50 Meter durch die Luft geschleudert und verstarb kurz darauf.

© ToMa Im Juni 2014 erfasste ein Autofahrer im Geschwindigkeitsrausch die 18-jährige Marie W., als sie beim Inlineskaten die Große Straße überqueren wollte. Sie wurde 50 Meter durch die Luft geschleudert und verstarb kurz darauf.

Seine Neugierde bezahlte ein 15-Jähriger im August 2003 mit dem Leben. Mit Freunden wollte er die Straße vor der Steintribüne überqueren, als er von einem heranrasenden Auto überrascht wurde. Dessen Fahrer lieferte sich gerade ein illegales Rennen mit einem Kontrahenten. Mit knapp 120 Stundenkilometern soll Peter H. in seinem aufgemotzten Golf-Cabrio ohne Betriebserlaubnis unterwegs gewesen sein, mit 70 Sachen fuhr er den Jungen an. Der wurde so schwer am Kopf verletzt, dass er noch an der Unfallstelle starb.

Peter H. habe einen "schweren und unverzeihlichen Fehler" gemacht, weil er bedeutend schneller als die erlaubten 50 Stundenkilometer gefahren sei und zudem viel zu spät auf die deutlich sichtbare Fußgängergruppe reagiert habe, sagte der Richter später. "Ich warne aber davor, voreilig den Stab über dem Angeklagten zu brechen.

Der 15-jährige Schüler sei kein unbeteiligter Fußgänger gewesen, der Opfer eines Rowdys wurde, vielmehr sei er bewusst zur Steintribüne gegangen. "Er wusste, was da los ist und dass es da gefährlich sein kann." Der Unfallfahrer sei jedenfalls kein "gewissenloser Killer". Und das berücksichtigte der Richter auch in seinem Strafmaß. Er verurteilt den 28-Jährigen wegen fahrlässiger Tötung zu neun Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung sowie 3500 Euro Geldbuße. Außerdem verlor er für zehn Monate seinen Führerschein.

Elf Jahre später, im Juni 2014, verlor Marie W. ihr Leben, als sie beim Inlineskaten mit ihrer Schwester die Große Straße überqueren wollte. Die 18-Jährige aus Dortmund war bei ihrer großen Schwester in Nürnberg zu Besuch, wollte wenig später als Au-Pair-Mädchen in die USA. Zeugenberichten zufolge hatte Alexander G. schon lange vor dem Unfall mit seinem getunten und 300 PS starken BMW mit quietschenden Reifen Kreise (sogenannte "Donuts") gedreht.


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Mit 129 Stundenkilometern bretterte er im Geschwindigkeitsrausch bei erlaubtem Tempo 50 die Große Straße auf und ab – und erfasste gegen 21 Uhr Marie W. Die wurde durch die Wucht des Aufpralls 50 Meter durch die Luft geschleudert. Eine halbe Stunde nach dem Unfall erlag sie ihren inneren Verletzungen. Ihre Schwester konnte sich durch einen beherzten Sprung zur Seite gerade noch retten. Wie sich herausstellte, hatte der Unfallfahrer 1,85 Promille Alkohol im Blut und einen Joint geraucht.

Ein Gutachter stellte später fest, dass Marie W. den Unfall überlebt hätte, wenn sich der Fahrer an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten hätte. "Reine Dummheit" nannte er den Unfall vor Gericht, das ihn zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zehn Monaten wegen fahrlässiger Tötung verurteilte.

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