Leeres Quelle-Gebäude in Nürnberg: Es tut sich etwas

26.1.2018, 20:41 Uhr
Das winterliche Quelle-Areal, kurz nach der Pleite: Vor fast drei Jahren kaufte dann der portugiesische Projektentwickler Sonae Sierra die denkmalgeschützten Gebäude. Passiert ist seither wenig.

© Foto: Harald Sippel Das winterliche Quelle-Areal, kurz nach der Pleite: Vor fast drei Jahren kaufte dann der portugiesische Projektentwickler Sonae Sierra die denkmalgeschützten Gebäude. Passiert ist seither wenig.

Bald drei Jahre ist es her, dass der 250.000-Quadratmeter-Komplex versteigert wurde. Passiert ist seither bedrückend wenig. Nürnbergs Stadtkämmerer Harald Riedel verfällt denn auch in lupenreines Bürokratendeutsch, wenn er nach dem seit 2009 leerstehenden Bau gefragt wird. "Wir wollen Quelle im ersten Halbjahr 2018 einer Entscheidung zuführen", sagt der Finanzreferent, der die Gespräche mit "den Portugiesen" führt, wie die Sonae-Sierra-Leute hierzulande heißen.

"Einer Entscheidung zuführen" könnte aus Sicht der Kommune konkret heißen:

- Auf über 30.000 Quadratmetern lässt sich die auf mehrere Dependancen verteilte Berufsschule 5 im umgebauten Quelle-Komplex nieder. Vor allem das beengte Reutersbrunnenschulhaus müssen die Schüler(innen) bald verlassen, dort fehlt der Platz für Grund- und Mittelschüler.

- Dazu kämen mehr als 10.000 Quadratmeter des kommunalen Sozialrathauses, dessen 700 Beschäftigte so bald wie möglich aus dem maroden Bau in der Dietzstraße ausziehen müssen. Sie könnten im westlichen Teil des Quelle-Areals unterkommen.

- Landet auch die im Stadtgebiet verstreute städtische IT-Zentrale samt Rechenzentrum an der Fürther Straße, wäre die Stadt mit knapp 50.000 Quadratmetern Nutzfläche durchaus ein dicker Fisch im Quelle-Teich.

Die Sache hat freilich einen Pferdefuß. Schulräume - wie für die B 5 - muss die Kommune ausschreiben, da es dafür staatliche Fördermittel gibt. Das könnte die Sache empfindlich verzögern, auch wenn Michael Ruf vom Bürgermeisteramt im Rathaus das gelassen sieht: "So viele Alternativen gibt es nicht, wo man eine Schule für 1400 Schüler hinstellen oder unterbringen könnte." Sonae Sierra werde sich sicher bewerben.

Ruf nimmt es den Quelle-Eigentümern ab, dass sie das einstige Versandhaus auf keinen Fall wieder verkaufen wollen. Beim Einkaufszentrum "Neue Mitte" in Fürth waren sie 2009 schnell wieder ausgestiegen. Das Projekt kam erst Jahre später zustande.

Fragen bleiben unbeantwortet

Er spreche momentan gar nicht gerne öffentlich über das Thema, sagt Kämmerer Harald Riedel noch - wobei er das momentan auch weglassen könnte. Denn offen wurde noch nie über die Pläne und Konzepte geredet, die Sonae Sierra in der Düsseldorfer Firmenzentrale ausbrütet. Am Donnerstag war mit Martin Philippen zwar wieder ein hochrangiger Konzernvertreter in Nürnberg. Doch ob die weitere Entwicklung bei Quelle, wie zu hören ist, tatsächlich davon abhängt, dass die Stadt Nürnberg einsteigt, war nicht zu erfahren. Eine entsprechende Anfrage blieb unbeantwortet.

In Europa und Südamerika betreiben die Portugiesen nach eigenen Angaben 45 Shopping-Zentren, deren Marktwert bei sieben Milliarden Euro liegen soll. In Deutschland gehören Berlin, Solingen und das südhessische Weiterstadt zum Portfolio des Konzerns.

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