Leiche in Pegnitz: Retter am Fuchsloch kam zu spät

26.9.2016, 06:00 Uhr
Leiche in Pegnitz: Retter am Fuchsloch kam zu spät

© Michael Matejka

Er hatte frei, war mit dem Fahrrad unterwegs von der Physiotherapie zum Grafflmarkt in Fürth. Kurz vor Mittag kam Kai Hußl zum Fuchslochsteg an der Adolf-Braun-Straße. Dort bleibt er immer wieder gerne stehen, um ein paar Augenblicke ins Wasser zu schauen, erzählt der 50-Jährige. Diesmal blieb sein Blick an etwas auf dem Grund der Pegnitz hängen, das ganz deutlich wie ein Paar Beine aussah. Hußl, der früher einmal bei der Berufsfeuerwehr war, zauderte nicht lange, setzte per Mobiltelefon einen Notruf ab – und vergatterte einen Jogger dazu, den Kontakt zur Leitstelle zu halten, während er sich selbst auszog und in die Fluten sprang.

Tauchen, zupacken, herausziehen: Normalerweise wäre das kein allzu großes Problem. Doch nicht weit unterhalb des Fuchslochstegs liegt eine kleine Stromschnelle – am Steg ist die Strömung deshalb schon gut zu spüren. Das bedeutete Kampf, erzählt Hußl. Mit Hilfe des Joggers, der ihn vom Ufer aus dirigierte, gelang es dem Technischen Angestellten, sich schwimmend über den Körper auf dem Pegnitzgrund zu navigieren, gezielt abzutauchen und den Mann schließlich aufs Ufer zu ziehen.

Suizid oder Badeunfall

Das Gruselige: Der Mann war tot. "Das habe ich beim ersten Griff unter Wasser gespürt", sagt der mutige Helfer, der sich mit seiner Geschichte jetzt an die Lokalredaktion wandte. Befremdlich sei das gewesen, doch zunächst habe ihm das wenig ausgemacht. "In dem Moment funktioniert man nur. Ich musste den Kerl einfach aus dem Wasser bringen."

Wiederbelebungsversuche? Nein, das wäre sinnlos gewesen, sagt Hußl. Der Körper des Toten sei weiß gewesen, eiskalt und ganz steif. Der Notarzt, der Minuten später kam, habe bestätigt, dass der Mann wohl schon seit vielen Stunden tot gewesen sei. Die Kripo kam hinzu, nahm Daten und Fakten zu Protokoll und ließ schließlich den Verstorbenen in die Pathologie bringen. Das übliche Verfahren: Bei ungeklärten Todesfällen muss ein Gerichtsmediziner ran. Das Ergebnis der Obduktion: Der 47-Jährige war ertrunken, offenbar ohne Fremdeinwirkung, und hatte schon länger im Wasser gelegen. Ein Badeunfall? Ein Suizid? Das ist nicht mehr zu klären.

So ruhig wie Kai Hußl in der Situation selbst war - im Nachhinein gruselte es ihn doch ein klein wenig. Er hätte gerne dieses Leben gerettet. Doch "ich kann nachts schlafen", sagt der 50-Jährige. Auf der Autobahn, wo er für die Autobahndirektion Nordbayern viel unterwegs ist, habe er schon sehr viel mehr Tote gesehen.

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