Leistungsdruck bei Athleten: Nürnberger Klinikum hilft

12.6.2018, 21:34 Uhr
Leistungsdruck bei Athleten: Nürnberger Klinikum hilft

© Matt Dunham/dpa

Die Öffentlichkeit analysiert jede Bewegung, der Trainer am Rand tobt, die Familie ist weit weg, Freunde gibt es nur wenige. Eben ein normaler Wettkampftag im Leben eines Leistungssportlers. Sport bestimmt sein Leben, die Angst darin zu versagen, ist oft groß. Von ihm wird Leistung erwartet, dass er alles gibt. "Für viele ist es schwierig, allen Erwartungen gerecht zu werden", erklärt Dr. Katharina Hösl, Oberärztin der Psychiatrie und Psychotherapie im Klinikum Nürnberg.

Hinzu kommt: Betroffene nehmen wegen des vielen Trainings viele Entbehrungen im Privatleben, in der Ernährung hin. Das kann nicht nur zum Risiko für die körperliche, sondern auch für die seelische Gesundheit werden. Denn diese Lebensweise begünstigt Depressionen und Angststörungen. Lange war das ein Tabuthema. Doch seitdem sich National-Torwart Robert Enke 2009 nach Depressionen das Leben nahm, trat ein Wandel ein. Seitdem sprechen immer mal wieder auch andere Fußballer wie zuletzt Per Mertesacker öffentlich über ihre Ängste.

Angst, als Versager zu gelten

"Das hat wachgerüttelt", sagt Hösl. Das Risiko betrifft Sportler jeden Alters, der Nachwuchs steht aber besonders unter Druck. Die Jugendlichen sind oft im Internat weit weg von zu Hause, machen nebenbei den Schulabschluss. Wie viele von ihnen an psychischen Problemen leiden, lasse sich nur sehr schwer schätzen, erklärt der ärztliche Leiter des Instituts für Sportmedizin, Dr. Bernd Langenstein. Zahlen gebe es dazu kaum. "Aber die Dunkelziffer ist sehr hoch." Viele Sportler hätten noch immer Hemmungen, sich zu "outen", dass Ängste sie plagen. 

Noch schlimmer wird es, wenn Betroffene versuchen, ihre Probleme über den Sport zu kompensieren. Dieser Übereifer kann zu Überanstrengung führen. Und das wiederum zu Verletzungen, was die Versagensängste nur noch schlimmer macht. Anfällig sind vor allem Individualsportler wie Athleten – und Schiedsrichter, weil auf ihnen ein besonders hoher medialer Druck lastet. Leistungssportler aller Art brauchen deshalb Ansprechpartner, denen sie ihre Sorgen anvertrauen können.

Unterstützung bietet das Klinikum Nürnberg neuerdings auch in einer sportpsychiatrischen Sprechstunde. Darin helfen Experten den Betroffenen zum Beispiel, passende Medikamente zu finden – die nicht bei Dopingtests anschlagen, das Gewicht verändern oder müde machen. Außerdem können Musik- sowie Gesprächstherapien oder Entspannungsverfahren die Probleme lindern.

Wer eine Sprechstunde vereinbaren möchte, kann sich an 0911-3982829 oder per Mail an sportpsychiatrie@klinikum-nuernberg.de wenden.

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