Leserforum: Brauchen wir eine Impfpflicht?

16.3.2019, 05:50 Uhr
Das Thema impfen scheidet seit Jahren die Geister. Ist eine Impfpflicht die Lösung?

© dpa Das Thema impfen scheidet seit Jahren die Geister. Ist eine Impfpflicht die Lösung?

Ohne Impfung kein Krippenplatz: Das ist die Devise in der privaten Einrichtung in Essen. Wer sein Kind dort unterbringen will, muss das Impfbuch mitbringen und nachweisen, dass der Nachwuchs gegen Tetanus, Masern und Co. geschützt ist. Ein Modell auch für Nürnberg? Das Jugendamt hält nichts davon. "Das wäre ein tiefer Eingriff in das Persönlichkeitsrecht der Eltern", sagt Amtsleiterin Kerstin Schröder. Dennoch sind Impfungen auch in den städtischen Kindertagesstätten ein Thema. Alle Eltern, die ihr Kind anmelden, müssen nachweisen, dass sie sich von einem Arzt haben beraten lassen. Damit setzt die Stadt allerdings nur um, was das Infektionsschutzgesetz fordert. "Verpflichten können wir die Eltern nicht", sagt Schröder, die den Müttern und Vätern rät, sich an den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission zu orientieren. "Es geht ja auch um den Schutz des Umfeldes."

Eben deshalb sperrt ein ostfriesischer Hausarzt Impfgegner seit kurzem sogar aus seiner Praxis aus. Er komme mit deren "unmöglichem Egoismus" nicht mehr klar, so der Mediziner, der damit bundesweit für Schlagzeilen sorgte. "Impfgegner gefährden die Gemeinschaft." Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht es ebenso, sie sieht die mangelnde Impfbereitschaft als eines der größten Gesundheitsrisiken an, neben Ebola, Luftverschmutzung und Antibiotikaresistenzen.


Zahl der Masern-Fälle in Bayern hat sich verdoppelt


Vor allem die Masern, die europaweit auf dem Vormarsch sind, machen den Experten Sorgen. Schwere Spätschäden sind im Fall einer Erkrankung möglich. Zwar gab es in Nürnberg  im vergangenen Jahr überhaupt keinen Masernfall, 2017 waren es lediglich drei. Dennoch sieht Dr. Alice Schaffer vom Nürnberger Gesundheitsamt keinen Grund zur Entwarnung, durch die weltweite Mobilität könne die Krankheit immer wieder auftauchen. Erst wenn mindestens 95 Prozent der Bevölkerung geimpft sind, lässt sich die Erkrankung aus Sicht von Experten auf Dauer bekämpfen. Doch in Bayern lag die Quote der geimpften Kinder nur bei gut 92 Prozent, Nürnberg schneidet mit 93,5 Prozent etwas besser ab (Schuleingangsuntersuchung für das Jahr 2016/17). Von einem Zwang hält Schaffer dennoch nichts. "Das würde den Widerstand eher vergrößern. Doch natürlich wünsche ich mir, dass möglichst viele Kinder geimpft sind."

Kinderärzte wie Dr. Sabine Auerochs könnten einer Impfpflicht dagegen durchaus etwas abgewinnen. "Die Impfgegner profitieren davon, dass die meisten recht gut durchgeimpft sind", sagt die Medizinerin aus Nürnberg, die seit 25 Jahren praktiziert.  "Masern habe ich aber erst in den vergangenen fünf Jahren wieder erlebt."

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