Licht für Dorf in Afrika

18.3.2015, 19:33 Uhr
Licht für Dorf in Afrika

© Foto: Eduard Weigert

Was ein wenig Licht bewirken kann! Es sind nur ein paar an der Decke befestigte LED-Module, betrieben mit der Sonnenenergie, die die Photovoltaikanlage auf dem Dach tagsüber speichert, doch für die Jungen und Mädchen in Nagasséga können sie über ihre Zukunft entscheiden. Etwas pathetisch hört sich das an, das weiß auch Michael Bolland, aber was die Elektrifizierung des Schulhauses für das kleine Dorf im westafrikanischen Benin bedeutet, das hat er selbst gesehen: Die Kinder können auch nach 18 Uhr, wenn die Sonne untergegangen ist und sich stockfinstere Nacht über das Dorf gelegt hat, noch lernen. „Sie haben Chancen auf mehr Bildung und auf ein besseres Leben“, sagt Bolland, ein 56-jähriger Elektroingenieur aus Heßdorf im Kreis Erlangen-Höchstadt.

Seit 2010 ist er Mitglied bei Ingenieure ohne Grenzen; damals war er gerade erst in seinem alten Job abgefunden worden. Michael Bolland fühlte sich frei, das zu tun, was er schon immer tun wollte: Er fährt mit dem Fahrrad durch Israel, bringt in Pakistan und Saudi-Arabien marode Brunnen wieder auf Vordermann. Und er schließt sich der Organisation an – ein Verein, der Menschen helfen will, die keinen Zugang zur Wasser-, Sanitär- oder Energieversorgung haben oder Hilfe beim Brückenbau brauchen.

Auch in der Metropolregion Nürnberg gibt es eine Gruppe, Michael Bolland steht ihr einige Zeit vor. Einmal im Monat treffen sich die Mitglieder, diskutieren über technische Fragen und Lösungen sowie über Projekte, die sie anstoßen wollen. Sie arbeiten in Vietnam, Tansania oder Äthiopien. Und in Benin, in dem Ort Nagasséga im landwirtschaftlich geprägten Nordwesten des Landes. Die Zahl der Analphabeten ist hoch, es gibt weder Strom noch fließendes Wasser.

Hilfe zur Selbsthilfe

Michael Bolland übernimmt die Leitung des Nagasséga-Projekts: Gemeinsam mit Dassari-Benefiz, einer Hilfsorganisation aus Erlangen, die sich seit über zehn Jahren in Benin engagiert, beschließt die Regionalgruppe von Ingenieure ohne Grenzen, dem Dorf zu helfen: Die Schule soll elektrifiziert und eine Zisterne gebaut werden – mit Unterstützung der Dorfbevölkerung. Hilfe zur Selbsthilfe, so lautet das Motto.

Im April 2011 geht es los, zehn Stunden dauert die Fahrt vom Flughafen in das Dorf, eine Ansammlung von Lehmhütten mitten im afrikanischen Busch. Gerade einmal zwei Wochen haben sie Zeit, doch am Ende leuchten die LED-Module in der Schule und eine Zisterne sammelt künftig Regenwasser. Der erste Schritt ist gemacht. Weitere folgen: Das Gemeinschaftshaus wird beleuchtet, eine Näherei zieht ein, eine Bücherei öffnet.

Im fernen Franken tüftelt Michael Bolland außerdem an einem Kleinstwindrad, es soll Nagasséga noch besser mit Strom versorgen. In Forchheim wird ein Prototyp gebaut, doch nach Benin ist das Projekt noch nicht gebracht worden. „Es ist dann doch schwieriger gewesen, als wir es uns vorgestellt haben“, sagt Bolland. Den Sandstürmen, wie sie in Nagasséga immer wieder aufkommen, ist das Windrad womöglich nicht gewachsen. Ein Rückschlag, doch aufgegeben wird nicht.

Auch die Ebola-Epidemie hat auf das Projekt Auswirkungen: Zwar wurde über keine Fälle in Benin berichtet, doch man fürchtet, die Infektionskrankheit könnte sich aus den Nachbarländern in die Region verbreiten. Seit Monaten liegen daher alle Planungen der Ingenieure ohne Grenzen für Nagasséga auf Eis. Doch man hofft, dass sich heuer die Lage so weit beruhigt, dass wieder eine Gruppe aus Franken nach Benin fliegen kann. Wahrscheinlich dann ohne Michael Bolland. Er hat inzwischen die Projektleitung abgegeben, hilft aber mit, wo seine Expertise gebraucht wird.

Außerdem hat er inzwischen ein ganz anderes Aufgabenfeld gefunden, diesmal im heimischen Heßdorf: Syrische Flüchtlinge sind in der Nachbarschaft untergekommen, seit zwei Monaten gibt Bolland ihnen Deutschunterricht. Im Moment, sagt er, werde er vor Ort gebraucht. Er helfe einfach gerne – egal ob im fernen Benin oder im heimischen Franken.

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