Lieber Tempolimit als Flüsterasphalt auf der A73

16.3.2016, 05:59 Uhr
Lieber Tempolimit als Flüsterasphalt auf der A73

© Foto: Roland Fengler

Am sechsspurigen Ausbau der A73 zwischen Nürnberg Süd und Kreuz Nürnberg-Hafen führt kein Weg vorbei. Der Autobahnabschnitt ist dem hohen Verkehrsaufkommen seit Jahren nicht mehr gewachsen. Rund 93.000 Fahrzeuge passieren das Autobahnstück binnen 24 Stunden, bis zum Jahr 2030 werden es laut Experten rund 106.000 sein.

Grund genug für den Bund, dem Ausbau des Teilstücks einen "vordringlichen Bedarf einzuräumen". Bis zum 4. April läuft das Planfeststellungsverfahren, bei dem die Autobahndirektion die Ausbaupläne öffentlich auslegt. Sowohl die Stadt als auch die Bürger können die Unterlagen einsehen und haben die Möglichkeit, den Plänen zu widersprechen.

Einzusehen sind die Pläne beim Servicebetrieb Öffentlicher Raum am Hallplatz 2, oder hier.

Das Konzept sieht einen symmetrischen Ausbau vor. "Die neuen Fahrstreifen werden an die vorhandene Fahrbahn sozusagen angeflickt", erklärte Bauingenieur Markus Zeller von der Autobahndirektion Nordbayern in der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses des Stadtrats. Der Experte sieht bei diesem Verfahren zwei Vorteile: Zum einen können alle Brücken erhalten bleiben, zum anderen ist nur ein minimaler Eingriff in das hinter der Autobahn gelegene Vogelschutzgebiet notwendig.

Weil auch die Anschlussstellen dem gestiegenen Verkehrsaufkommen nicht mehr standhalten, werden sie entsprechend angepasst. Bei der Ausfahrt Hafen Ost soll der Abbiegestreifen verlängert werden, Königshof bekommt zwei neue Ampelanlagen und eine verlängerte Linksabbiegerspur. Zollhaus und Nürnberg-Süd werden ausgebaut.

Vollschutz wird erreicht

Auch ein Schallschutzkonzept liefert der Plan mit, bei dem seitens der Stadt und der Bürgervereine noch Nachbesserungsbedarf besteht. Das Lärmschutzkonzept sieht bislang die Anordnung eines lärmmindernden Fahrbahnbelages vor. Weiterhin wird eine Schallschutzlücke im Bereich Königshof geschlossen. Die bestehenden Lärmschutzwälle werden beibehalten.

Die gesetzlich vorgegebenen Grenzwerte können mit den geplanten Maßnahmen laut Autobahndirektion eingehalten werden. Man könne sich vorstellen, den "Flüsterasphalt" zu streichen und stattdessen mit Hilfe von Gabionen die vorhandenen Wälle zu erhöhen, so Markus Zeller. Der Bürgerverein Nürnberg-Süd fordert wie auch SPD, CSU und ÖDP im Stadtrat darüber hinaus ein Tempolimit für den Autobahnabschnitt, in dem bislang mit unbegrenzter Geschwindigkeit gefahren werden kann.

Verantwortlich für die Einführung eines Tempolimits ist allerdings nicht die Autobahndirektion, sondern das Innenministerium. Dort ist der Bürgerverein im vergangenen Jahr mit der Forderung aber bereits einmal abgeblitzt.

Die Begründung des Innenministers war damals für Alfred Kippes, Vorsitzender des Bürgervereins, nicht nachvollziehbar. Das Problem: Weil mit dem geplanten Lärmschutzkonzept im gesamten Ausbauabschnitt auch ohne das Tempolimit Vollschutz erreicht wird, ist der Forderung – zumindest was die Lärmbelastung angeht – die Grundlage entzogen.

Argumentieren will man nun mit dem Aspekt der Sicherheit. Sowohl Stadt, als auch Bürgerverein werden sich mit einem Schreiben erneut an den Innenminister Joachim Herrmann wenden. Der signalisierte immerhin bereits, die Umstände noch einmal prüfen zu wollen.

 

Verwandte Themen


6 Kommentare