Liefer-Debakel: Neue DB-Regio-Züge kommen zwei Jahre später

25.2.2015, 16:39 Uhr
Liefer-Debakel: Neue DB-Regio-Züge kommen zwei Jahre später

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Am 12. Dezember 2010 sollte für die Bahn-Pendler im Großraum Nürnberg eine neue Ära anbrechen. Mit einem Schlag wurde das Netz von 67 auf 224 Kilometer erweitert. Das Problem war nur, dass die Inbetriebnahme zu diesem Zeitpunkt politisch gewollt war. Der damalige Wirtschafts- und Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) wollte es so und ignorierte alle Warnungen der Fachleute. Das Ergebnis war ein monatelanges Chaos, weil Gleise und Haltepunkte nicht fertig gebaut waren und dazu noch die 42 neuen und spurtstarken Fahrzeuge von Hersteller Bombardier fehlten.

Sie kamen erst zwei Jahre später. So lange dauerte es, bis die technischen Schwierigkeiten bei der Konstruktion der Züge vom Typ "Talent 2" behoben waren und es eine Zulassung vom Eisenbahn-Bundesamt als zuständiger Kontrollinstanz gab. So etwas dürfe nie wieder vorkommen, hieß es damals von Bahn, Politik und Hersteller.

Doch jetzt kommt es in der Region erneut zu einem Auslieferungs-Debakel. Ab Dezember 2015 sollten die Fahrgäste auf der Strecke Bamberg - Würzburg - Frankfurt, dem "Main-Spessart-Express", in zwölf neue Doppelstock-Züge vom Typ Twindexx steigen. Doch sie werden „erst im ersten bis zweiten Quartal 2017“ zugelassen und einsatzbereit sein, so Volker Kregelin von Bombardier. So lange wird DB Regio Franken lokbespannte Doppelstock- und Reisezugwagen sowie ältere Elektro-Triebzüge einsetzen müssen. Betroffen wird wohl auch der Regionalverkehr zwischen Nürnberg, Treuchtlingen und Augsburg sowie zwischen Treuchtlingen, Ingolstadt und München sein.

Nicht nur Bombardier hat Probleme

Auf dem „Ringzug West“ sollten ab Dezember 2016 ebenfalls Doppelstock-Triebzüge von Bombardier fahren. Doch nicht nur Bombardier hatte und hat Probleme bei der Einhaltung von Lieferfristen. Es trifft seit Jahren alle Hersteller. 2009 und 2010 musste DB Regio Ersatzkonzepte bei der Mittelfranken-, der Main-Franken-Bahn und dem Augsburger „Fugger-Express“ fahren, weil Alstom–Züge nicht rechtzeitig zur Verfügung standen. Bis heute wartet die DB auf die komplette Auslieferung 16 neuer ICE-3 vom Typ "Velaro", die Siemens eigentlich schon 2011 abliefern wollte. Auch Doppelstock-Züge für den Fernverkehr, die von der Bahn bei Bombardier bestellt wurden, kommen zu spät.

Bei den Zügen für den "Main-Spessart-Express" gab es laut Kregelin Probleme mit veränderten Crash-Normen. Dadurch hätte die Konstruktion der Wagenkästen nachträglich angepasst werden müssen. So sei eine rechtzeitige Auslieferung der im März 2013 bestellten Flotte nicht mehr möglich gewesen. Für Kregelin ist das auch ein Problem fehlender zeitlicher Puffer. Im "Handbuch Eisenbahnfahrzeuge", einem 2011 von Herstellern, Politik und Bahn erarbeiteten Leitfaden, werden mindestens 44 Monate für die Neuentwicklung und Zulassung eines Zugs veranschlagt. Wenn Schienennetze ausgeschrieben werden, spielen diese Fristen aber nach wie vor eine untergeordnete Rolle, ist der Zeitraum zwischen Vergabe und Inbetriebnahme in den Augen Kregelins zu kurz bemessen. Auch auf dem Nürnberger S-Bahn-Netz sollen ab Ende 2018 neue Züge von Skoda fahren. Bisher hat der voraussichtlich neue Betreiber "National Express" die Flotte noch nicht einmal verbindlich geordert.

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