"Linker Läufer": Jenö Konrads Schicksal im Staatstheater
4.6.2016, 06:00 UhrDer Andrang ist groß und die Premiere bereits ausverkauft – es wird aber im EM-Sommer noch Möglichkeiten geben, die Produktion über Konrads Zeit beim Club zu sehen.
Die währte nur kurz, lediglich von 1930 bis 1932 trainierte der Ungar den Ruhmreichen. Er holte auch keinen Titel mit den damals noch erfolgsverwöhnten Rot-Schwarzen - das hätte aber noch kommen können, meint der Sozialwissenschaftler Bernd Siegler; schließlich habe Konrad den notwendigen Umbau der in die Jahre gekommenen Meistermannschaft der 1920er forciert und viele junge Talente eingebaut. Für Siegler legte er damit die Grundlage für spätere Erfolge des Clubs wie den Pokalsieg 1936 oder die beiden Einzüge ins Meisterschaftsendspiel 1934 und 1937.
Doch nach einer Niederlage gegen Bayern München und den damit verbundenen Aus im Meisterschaftsrennen hetzte das antisemitische Blatt "Der Stürmer" im August 1932 gegen Konrad: "Der 1.Fußballklub Nürnberg geht am Juden zugrunde." Konrad, ein damals prominenter Trainer mit internationalem Renommee, erkannte die Zeichen der Zeit und verließ Nürnberg. Die Vereinsführung versuchte vergebens, ihn umzustimmen. Nach einer Odyssee durch Europa ging Konrad mit seiner Familie ins Exil in die USA, wo er 1978 starb.
Für das Standardwerk "Die Legende vom Club" hat sich Siegler bereits Mitte der 1990er Jahre auf Spurensuche begeben. Die Fangruppierung Ultras würdigte Konrad 2012 mit einer imposanten, preisgekrönten Choreografie. Und nun hat der Schriftsteller Albert Ostermaier, Torwart der deutschen Autorennationalmannschaft, diesen Stoff für sich entdeckt.
Das Staatstheater und der 1.FC Nürnberg haben auch Fans gebeten, sich an der Produktion zu beteiligen. Einige treue Club-Anhänger werden daher in Videoeinspielungen zu sehen sein.
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