"Little Home": Hütte für Nürnberger Wohnungslosen

19.11.2017, 14:28 Uhr

© Stefan Hippel

Gerade einmal 3,20 Meter lang, 1,20 Meter breit und 1,90 Meter hoch ist die Wohnbox aus Holz. Zwei Fenster gibt es, dazu Campingklo, Waschbecken, Feuerlöscher und Kochecke. Die Farbe darf sich Bewohner Klaus Billmeyer selbst aussuchen. Der Obdachlose hat am Wochenende das bayernweit erste "Little Home" bezogen. Etwa 24 Stunden braucht es, um solch eine kleine Hütte zusammenzubasteln. Drei Männer von dem Kölner Verein "Little Home" waren damit beschäftigt: der Gründer Sven Lüdecke und die beiden Nürnberger Andreas Fiek und Reinhard Lamprecht. Und natürlich der künftige Bewohner Klaus Billmeyer, der seit 30 Jahren in Nürnberg lebt.

Die Materialkosten belaufen sich auf rund 800 Euro – ohne berechnete Arbeitszeit, die ist ehrenamtlich. Etwa 30 Hüttchen hat "Little Home" in Köln binnen eines Jahres bereits gefertigt, inzwischen sind Städte wie Berlin und Frankfurt und nun auch Nürnberg hinzugekommen. Nach anfänglicher Skepsis trafen bald Großbestellungen von 100 Exemplaren beim Verein ein, sogar Anfragen aus dem Ausland.

"Gerade das aber wollen wir nicht", betont Sven Lüdecke, dessen Verein auf Spenden und Sponsoren angewiesen ist. "Wir wollen höchstens 25 Wohnboxen pro Stadt bauen. Und auch da nicht alle an einem Fleck, sondern auf mehreren Standorten verteilt." Gegenseitige Hilfe sei so nötig, eine Ghettobildung werde aber vermieden.

Immer mehr Menschen warten auf eine Hütte

Lang ist die Liste derer, die auf ein Hüttchen warten. Und sie wird länger, für 2018 wird ein Anstieg der Obdachlosenzahl um 40 Prozent prognostiziert. Wie wählt man da aus? Der künftige Bewohner soll kein Alkoholiker oder Drogenabhängiger sein, laufende Klagen wegen Straftaten sollten auch nicht anhängig sein. Und eigentlich ist solch eine Kate gar nicht als dauerhafte Bleibe gedacht, sondern als Zwischenlösung und Sprungbrett zur Wiedereingliederung.

Wo die Hütte von Klaus Billmeyer ab sofort stehen soll, wollen die Mitglieder von "Little Home" nicht verraten. Einmal aus Gründen der Sicherheit, zum anderen weil die rechtliche Lage eine nicht ganz geklärte ist. Jedenfalls sieht sich der Verein "Little Home" nicht als Problemlöser vom Dienst: "Wir sind nicht mehr als ein Pflaster auf der Wunde", erklärt Sven Lüdecke. "Die Stadt darf sich da nicht zurücklehnen."

Klaus Billmeyer ist bei der Übergabe seines Häuschens sichtlich gerührt. Innen drin liegt jetzt eine Matratze, eine Tasche voller Habseligkeiten und eine Packung Hundefutter. Für Billmeyers Begleiter, den schwarzen Schäferhund-Labrador-Mischling Lord. Der freut sich auch über die neue Hütte.

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