Majestätisch wie ein Manta: Oldtimer auf dem Norisring

20.6.2018, 05:28 Uhr
Markus Schenkl in seinem 53 Jahre alten Crosslé 7. Das Auto wurde in Irland gefertigt.

© Sportfoto Zink / ThHa Markus Schenkl in seinem 53 Jahre alten Crosslé 7. Das Auto wurde in Irland gefertigt.

Andere Menschen sammeln Golfbälle, müssen in jedem Fußball-Stadion dieser Erde gewesen sein oder erfreuen sich schlichtweg an einer veritablen Schlumpf-Sammlung. Markus Schenkl liebt es im Kreis zu fahren. Der Wahl-Nürnberger hat sein Herz an Oldtimer verschenkt, und was ihm noch wichtiger ist: Er lässt sie wiederaufleben mit all ihrer urtümlichen Kraft und der Aura der Vergangenheit.

Der Crosslé 7s wirkt auf den ersten Blick wie ein Mantarochen, diese wundersam mystischen Knorpelfische, die auf ihren bedächtig geschlagenen Schwingen scheinbar mühelos durchs Wasser gleiten und mit offenem Mund auf der Suche nach Plankton sind. Schenkls Crosslé hat diese Öffnung knapp unter der Schnauze, der nur fünfmal gebaute Prototyp einen zweisitzigen Sportwagens birgt so einige Geheimnisse. Auch das fasziniert Schenkl. Ein Auto ist nicht nur ein Auto – ein Satz, der schon einem Sakrileg gleichkommt.

Der Kreis schließt sich

Den 45-Jährigen verbindet eine Leidenschaft mit seinen Gefährten. Er kennt ihre Vorbesitzer, weiß ihre Historie exakt nachzuerzählen und beherrscht sämtliche Tricks und Kniffe, die es braucht, um solche Autos zu bewegen. Am Wochenende schließt sich für Schenkl und seinen azurblauen Liebling der Kreis. 1965 hatte das in der Schmiede von John Crosslé im irischen Holywood erbaute Auto erstmals den Kanal überquert und am Norisring seine Europa-Premiere gefeiert. Über fünfzig Jahre später kommt es nun am Wochenende zu einer Neuauflage, wenn Schenkl und viele von Oldtimern begeisterte Mitstreiter bei zwei Rennen der "100 Meilen Trophy" an den Start gehen.

Tatsächlich sind es Rennen, keine Korsofahrten, bei denen die Besitzer hinter dem Steuer lediglich jovial lächelnd ins Publikum winken. Bei dieser Serie, die nach Herstellungsdatum gestaffelt verschiedene Klassen umfasst, ist Motorsport angesagt. Echtes Racing – knallhart, mit quietschenden Bremsen, rauchenden Pneus und Fahrern, die ihren doch schon in die Jahre gekommenen Autos viel abverlangen. "Wir fahren nicht mit dem Messer zwischen den Zähnen. Aber ich würde kein Auto kaufen, um es in die Ecke zu stellen und verstauben zu lassen", sagt Schenkl, und seine Augen blitzen.

180 Pferdestärken in 1,6 Liter Motor

Seine Motivation ist eine andere. Seine Autos leben. Als der 45-Jährige den Startknopf drückt, räuspert sich der Crosslé nur kurz, dann springt er an und lässt seine Kraft der 180 Pferdestärken in dem 1,6 Liter Motor mit einem mächtig daherkommenden Klang erahnen. Im Ofenwerk, wo der Wagen im Verkaufsraum seiner Firma Automotive neben diversen Porschefabrikaten, Mercedes, einem Ferrari und einem nicht minder betagten Lotus Lola steht, spielt sich ein Film ab: Der Fahrtwind im Gesicht ist zu spüren, als ob man selbst auf der Geraden in Richtung der Grundig-Kehre unterwegs ist und den richtigen Bremspunkt sucht.

Das ist ohnehin die Crux des schnittigen Iren. Wer in dieser Serie startet, verpflichtet sich, keine modernen Teile einzubauen. Lediglich der Sicherheitsbügel entspricht den Standards unserer Zeit. Der Rest ist original – und damit auch die Bauweise der Reifen, die 1965 gefahren wurden. Sie sind hart und deutlich grobporiger als etwa Slicks, die erst knapp zehn Jahre später auf den Markt kamen.

"Runterbremsen ist eine Herausforderung", weiß Schenkl daher. Aber auch die wird er am Wochenende auf dem Norisring meistern, wenn er durch das Schöller-S brettert und die Dutzendteich-Kurve hinter sich lässt. So kraftvoll und doch lässig und elegant wie ein Mantarochen. 

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