Mängel in Nürnbergs Altenheimen: Stadt will etwas tun

28.7.2017, 05:38 Uhr
Mängel in Nürnbergs Altenheimen: Stadt will etwas tun

© Foto: Jens Büttner/dpa

Jeder Fehler, vor allem in der unmittelbaren pflegerischen Versorgung, ist einer zu viel. Daran gebe es nichts zu deuteln, stellte Prölß im Sozialausschuss des Stadtrats unmissverständlich klar. Und bei hartnäckigen Verstößen müssen die Kontrollinstanzen mit allem Nachdruck eingreifen.

Dennoch sei zu beobachten, dass "nicht zu entschuldigende Vorkommnisse" in der öffentlichen Wahrnehmung häufig dazu führen, dass das "ganze Sorgesystem skandalisierend infrage gestellt" wird und sich große Verunsicherung breitmacht – vor allem unter den Bürgerinnen und Bürgern, die einen Pflegeplatz suchen oder benötigen, und ihren Angehörigen. Außerdem schüre der "Generalverdacht" zusätzlich die Unzufriedenheit unter den ohnehin stark belasteten Pflegekräften.

Prüfberichte sind einsehbar

Um all das aufzufangen, reiche es nicht aus, immer "nur" auf Missstände zu reagieren. Parallel zum Kontrollsystem hält Prölß daher Verbesserungen in den Abläufen und Strukturen der Heime für erforderlich – um so Fehlern möglichst vorzubeugen, so menschlich sie auch immer sein mögen. Zentraler Hebel dafür sei vor allem Transparenz, ist der Sozialreferent überzeugt. Dabei geht NürnbergStift seit Anfang Juli mit gutem Beispiel voran: Die Prüfberichte der Fachstelle für Qualitätssicherung und -entwicklung (FQA) zu den kommunalen Einrichtungen sind nun im Internet einsehbar. Die Heimaufsicht aber ist zur Veröffentlichung bisher nicht befugt.

Für mehr Über- und Durchblick sollen zudem auch systematische, möglichst einheitliche Befragungen sowohl von Bewohnern und Angehörigen wie von Ärzten und Betreuern, aber auch der Mitarbeiter sorgen – die natürlich ebenfalls publik zu machen sind. Unterm Strich schwebt Prölß eine Art "trägerübergreifender Qualitätszirkel" mit von allen Einrichtungen getragenen Standards vor.

Stadträte schossen quer

In Gesprächen will Prölß nun auch die Träger aus der freien Wohlfahrtspflege sowie anschließend auch die privaten Betreiber dafür gewinnen, allen Interessenten Einblick in die Prüfberichte zu gewähren. Dabei hält Prölß eine auch für Laien gut verständliche Kurzfassung für sinnvoll – die müssten freilich die Einrichtungen selbst verfassen, solange der Fachstelle die Hände gebunden sind.

Bereits Mitte Juni hatte der Bericht der Heimaufsicht für eine lange Diskussion im Sozialausschuss gesorgt – und Prölß war mit ersten Vorschlägen angeeckt. Vor allem die Vertreter des Gesundheitsamts. also der Heimaufsicht, zeigten sich verschnupft, weil er seine Vorschläge angeblich nicht mit ihnen abgestimmt hatte.

Diesmal schossen einige Stadträte quer: "Das ist mit heißer Nadel gestrickt", warf ihm CSU-Stadträtin Rita Heinemann vor, "es wäre besser gewesen, das in aller Ruhe auszuarbeiten." Und Stadtrat Jan Gehrke von der ÖDP fand noch mehr Haare in der Suppe. Sauer stieß der CSU und der ÖDP vor allem die Absicht auf, für eventuell nötige Beratungsdienste auch externe Anbieter zu engagieren und dafür insgesamt bis zu 100.000 Euro zur Verfügung zu stellen.

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