"Max-Morlock-Stadion": Wenn Träume auf die Realität treffen

14.1.2014, 09:30 Uhr

© Weigert

Söder stellte eine Namensänderung des Grundig-Stadions in Max-Morlock-Stadion für 2017 in Aussicht. Finanzieren soll dies die Lotto-Gesellschaft in München. Allerdings müsse die Stadt Nürnberg der Lotto-Gesellschaft finanziell etwas entgegenkommen. Die Äußerung Söders fiel bei der Vertragsverlängerung über Werbemaßnahmen im Stadion zwischen Lotto Bayern und der Stadion-Betreibergesellschaft. Sicher, es ist Wahlkampf und da werden gerne Versprechungen gemacht. Zuletzt hatte Söder in einer großen Boulevardzeitung vor Weihnachten angekündigt, dass der Fernsehturm wieder als Lokal in Betrieb genommen werden könne. Daraus wird aber nichts. Die Telekom hält das für nicht machbar, weil finanziell zu teuer.

Beim Stadion-Namen liegen die Dinge etwas anders, denn die Lotto-Gesellschaft unterhält schon seit rund 15 Jahren wirtschaftliche Beziehungen zur Stadt als Eigentümerin des Stadions. Nach dem Umbau des Stadions im Jahr 2005 entscheidet aber eine Betreibergesellschaft der Baufirma Hochtief über die Werbung im Stadion sowie über den Namen des Stadions. Die Stadt kann deshalb gar nicht den Namen Max-Morlock-Stadion festlegen. Allerdings dürften OB Ulrich Maly, der immerhin Aufsichtsratsmitglied des 1.FC Nürnberg ist, aber auch der SPD-Vorsitzende Christian Vogel ihren Einfluss geltend machen, wenn die realistische Möglichkeit für eine Umbenennung besteht. Vogel ließ schon einmal mitteilen, dass er sich über eine Umbenennung „wahnsinnig freuen“ würde. Politisch gibt es demnach keine Hürde.

Nach Angaben der Pressesprecherin von Lotto Bayern, Verena Ober, gibt es von der Behörde keine offizielle Stellungnahme.

Dass Lotto Bayern die Umbenennung des Nürnberger Stadions in Max-Morlock-Stadion finanzieren könnte, habe man in München aus der Zeitung erfahren. „Wir sind dem Sport aber sehr verbunden“, sagt Ober. Neben Nürnberg würde auch Werbung im Augsburger Fußball-Stadion bezahlt werden, in München nicht. Es werde sowohl Spitzensport als auch Breitensport gefördert. „Jede Förderung ist aber immer ein Einzelfall“, so Ober. Wie viel Geld Lotto Bayern insgesamt in die Sport-Werbung steckt, ist aber nicht öffentlich zugänglich. Der Umsatz von Lotto Bayern liegt bei rund einer Milliarde Euro pro Jahr.

Söders Vorschlag, so die Pressesprecherin, sei aber „kein rechtliches Problem“, denn Lotto Bayern ist eine Mittelbehörde des Freistaats und gehört zum Finanzministerium.

© Wolfgang Zink

Rein formal sei der Finanzminister auch der Behördenleiter. In Nürnberg war kolportiert worden, dass Söder zum Aufsichtsrat der staatlichen Lotto-Gesellschaft gehöre und sich mit seinem Vorschlag in das aktuelle Geschäft einmischen würde. Das wäre eine unerlaubte Grenzüberschreitung Söders im Hinblick auf seine Zuständigkeit gewesen. Das trifft aber nicht zu. Doch es gibt weitere Hürden für eine Umbenennung: Der Vertrag mit dem türkischen Unternehmen Beko, das für den Stadionnamen Grundig rund 800.000 Euro im Jahr bezahlt, läuft zwar nur bis 2017, doch kann er um drei Jahre mit der Stadion-Betreibergesellschaft verlängert werden. Beko hat dafür ein Optionsrecht.

Richtig kompliziert wird es aber, wenn man auch noch die Stadion-Betreibergesellschaft und die Stadionneubaupläne des Clubs berücksichtigt:

Der Vertrag mit der derzeitigen Stadionbetreibergesellschaft läuft 2015 aus und muss in diesem Frühjahr neu ausgeschrieben werden. Im vergangenen Jahr hatte auch der Club Interesse bekundet, als Stadionbetreiber zu fungieren, um mögliche Gewinne abzuschöpfen und um die Neubaupläne für ein reines Fußballstadion voranzutreiben. Neubau Stadion, Zurückzahlen der Fördergelder des Freistaats, mit denen der WM-Umbau erfolgte, und Ablösung des Stadionrestwerts bei der Stadt schlagen insgesamt mit rund 130 Millionen Euro zu Buche, die entweder der Club, Hochtief oder ein neuer Interessent als Stadionbetreiber stemmen müsste: Für ein finanzielles Entgegenkommen mit einem guten Angebot an Lotto Bayern gibt es aus dieser Perspektive keinen Spielraum. Träume sind eben nur ein Hebel, um sich aus der Wirklichkeit zu verabschieden. Auch im Wahlkampf.
 

Verwandte Themen


24 Kommentare