Messer im Bauch: Streit um 50 Euro endete blutig

1.10.2014, 05:58 Uhr

Es war das Geschrei, das den Wirt aus seiner Pizzeria, den Optiker aus seinem Geschäft rennen ließ: Am späten Nachmittag des 17. Juli 2013, es war etwa 17 Uhr, stand vor der Filiale der Sparkasse in der Nürnberger Gartenstadt ein kleiner, dünner Mann.

Er schrie und schimpfte einem gut eineinhalb Köpfe größeren Mann hinterher. Dieser drehte sich um, ging ein paar Schritte zurück und schlug dem Schreihals mit der Faust ins Gesicht. Der Wirt und der Optiker griffen ein, weitere Passanten schrien um Hilfe und riefen die Polizei. Doch Schluss war erst, als sich der groß gewachsene Mann den Bauch hielt - er war mit einem Messer gestochen worden.

Faustschläge und Fußtritte

Eineinhalb Jahre später beschäftigt der Vorfall das Landgericht Nürnberg-Fürth, doch was tatsächlich passierte, ist trotz der zahlreichen Zeugen nur schwer aufzuklären. Wie häufig bei Schlägereien, schildert jeder andere Szenen. Manche haben weitere Faustschläge beobachtet, andere erinnern sich an Fußtritte gegen den Kopf. Freilich hat jeder eine andere Blickrichtung und nicht jeder hat das Geschehen von Anfang an beobachtet.

Was also war geschehen? Juristisch betrachtet kann der Messerstich als versuchtes Tötungsdelikt oder gefährliche Körperverletzung bewertet werden - denkbar ist aber auch die Notwehrsituation, die der Angeklagte beschreibt.

Vorher Mülltonnen beschmiert

Die Männer - sie kennen sich seit langem - hatten sich an jenem Tag an der Sparkasse getroffen. Es ging um 50 Euro Darlehen, die der Angeklagte zurückforderte. Es ärgerte ihn, dass er dem Schuldner hinterherlaufen musste. Und ihm war ein wenig bang. Denn erst am Morgen hatte er deshalb dessen Mülltonnen beschmiert. Nun sollte er akzeptieren, dass seine Forderung deshalb gekürzt würde. So entzündete sich der Streit.

Als sein Kontrahent auf ihn zukam, habe er keine Prügel einstecken wollen, sagt der Angeklagte. Deshalb hielt er das Messer hoch. Der Geschädigte, er wurde nicht schwer verletzt und ist wieder wohlauf, sei in das Messer gelaufen. Diese Version schilderte er bereits am Tatort und voller Reue versichert er, dass er das Messer nur besaß, weil er früher selbst überfallen wurde. Der Prozess geht weiter.

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